Midas. Area 3. Mistral Park war ein großer Veranstaltungskomplex in dem sich verschiedenste Ausstellungspavillons in unterschiedlichen Größen und Formen aneinanderreihten.

Beginnend mit der "Casino Reihe", Ljassas Hauptattraktion, und fortsetzend mit den "Unterhaltungseinrichtungen", fanden die Besucher an den Flanken des Vergnügungsviertels das, was manche (mit einem anderen Sinn der Interpretation) das wahre Gesicht Midas nannten. 

Der Tag der Auktion rückte näher. Midas war in einem Fieber gefangen das sich schneller verbreitete als sonst etwas. Die animierenden Stimmen erreichten sogar den Ovalen Platz, welcher normalerweise unter den Tagesstunden verlassen war.

Wie Kirie versprochen hatte verbreiteten sich die Gerüchte über die Auktion schnell und viel, selbst in die Straßen und Clubs in Ceres die nicht weniger damit zu tun haben könnten. Vermutlich lag es daran das die Acadamy-produzierten Pets das erste Mal nach fünf Jahren Abstinenz wieder einen Auftritt haben würden.

Riki und seine Freunde hingen zusammen im Herma's Crib.

"Was sagt ihr dazu? Kommt schon lasst uns gehen", flehte Kirie, während er auf Sids Schoß kletterte. "Immerhin, zuschauen ist umsonst. Es ist doch nett an der Seitenlinie zu stehen und wirklich mal alles vergessen zu können, was denkt ihr? Und wenn wir Glück haben, können wir vielleicht auch noch was dabei verdienen."

Sid schien nicht umsonst von Kirie auserwählt worden zu sein denn er schien nicht wirklich gegen die Idee zu sein, schon gar nicht ab dem Moment in dem Kirie anfing an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Er sah Riki an, als würde er die Erlaubnis von ihrem ehemaligen Anführer einholen wollen. "Yo, Riki. Was meinst du?"

Wenig Interesse an der Auktion und dem Drang irgendwohin zu gehen gezeigt zu haben antwortete Riki nur gelangweilt. "Wenn ihr gehen wollt, dann geht."

Sid reagierte nur mit einem kurzen Schulterzucken. Kirie zog die Augenbrauen zusammen einen schmollenden Ausdruck in seinem Gesicht. "Was ist mit dir los? Es ist wirklich so wie manche sagen, du scheinst den Tag damit zu verbringen an Zitronen zu lutschen. Was sollen wir sonst mit der Freizeit anfangen die wir haben?" Kirie lenkte ein, beschimpfte die Abhängigkeit der anderen Bandenmitglieder die immer Rikis Entscheidungen den Vortritt gelassen hatten. "Hast du wenigstens gute Gründe warum du nicht gehen willst?"

Als Riki sich zu seinem Angreifer umdrehte, fügte Kirie mit zusammengepressten Lippen und Augen hinzu, "Vielleicht gibt es da ja jemanden dem du nicht so gerne begegnen willst?"

"Wie auch immer." erwiderte Riki, als wäre die ganze Sache zu unwichtig um sich weiterhin darum zu kümmern.

"Dann ist es also so. Keine schlechte Idee ab und an die Stadt zusammen unsicher zu machen", murmelte Kirie sarkastisch und zeigte ein selbstgefälliges Grinsen.

"Mir ist das Arschloch egal." knurrte Riki mit einem Seitenblick, zu leise um gehört zu werden. War es weil, noch nicht einmal siebzehn, Kirie sich unnatürlich affektiert benahm, eine ich-weiß-alles Art an sich hatte in jeder seiner Aktionen? Oder lag es daran das ein Kind, drei Jahre jünger als er ihn so unverschämt behandelte? Nein das war auch nicht der Grund.

Was Riki nicht ertrug war die Art wie Kirie ihn ansah, mit diesen unnatürlichen ungleichen Augen die er hatte, aber hinter diesen Augen sah er dennoch das leichte Flackern einer direkten Kopie von sich vor drei Jahren.

Kirie wusste nicht das er ein Frosch war der auf dem Boden eines Brunnens gefangen war. Er begriff nicht einmal die Natur dieser Müllhalde in der er seine übermäßige Leidenschaft auslebte. Er ergriff nur die Illusionen die aus dem Boden der Flasche Starkbier nach Luft schnappten.

Zuerst war ihm nichts davon aufgefallen, Riki, der eh wenig Notiz von ihm genommen hatte außer seiner neugierigen ungleichen Augen, aber irgendwann war ihm dieser Schatten seiner eigenen unerwachsenen Art als Kind aufgefallen. Als er in Kiries Alter war hätte er sicherlich die gleiche Haltung zur Schau gestellt. Gingen sie fünf Jahre zurück und es gäbe keine Gelegenheit es zu leugnen.

Als er dies einmal erkannt hatte, sprangen die Erinnerungen aus seiner Vergangenheit wieder hervor, umschlangen ihn in einer faszinierenden Mischung, kondensierten diese letzten drei Jahre auf einen Schlag. Es war unerträglich diese Spiegelung seiner selbst zu sehen die keinen logischen Grund hatte zu existieren. Unglaublich. Zu denken das ich einst in genau diesen gleichen Schuhen gestanden habe. Das waren starte Gefühle die ihn unwissentlich die Backenzähne zusammenbeißen lies und bittere Galle schlucken ließ

Er war zu seinen Lieblingsplätzen zurückgekehrt denn dort konnte er einmal wirklich durchatmen und sich entspannen ohne das jedermanns Augen auf ihn gerichtet waren. Er konnte seinen verengten schmerzenden Hals entspannen. Seine Steifen Glieder strecken. Tun was er wollte und wann er es wollte. Die Freiheit genießen.

Es war seltsam. Ungefähr in dem Zeitraum indem er angekündigt hatte Bison zu verlassen, hatte die tägliche Langeweile des Lebens keine Impulse mehr zu bieten, und dies brachte ihn zum Kotzen. Aber nun war es fast schon unerträglich lieb zu ihm.

Trotz der verlassenen Sache die nun an den Schwächen nagte die er heilen wollte, trotz der Demütigung derer er ausgesetzt war als Verlierer, hatte Riki doch noch immer einen großen und anspruchsvollen Hunger. Doch nichts hatte sich verändert. Mit seinem ausgefranzten Stolz, seinen gereiften Körper der nun an der Rebe verfaulte, würde es lange dauern bevor die Sinne stumpf werden würden und sein angeschlagenes Vajra in vollem Umfang zurückkehren würde.

Die Vergangenheit die er nie erwartet hatte das sie ihn verlassen würden schien langsam zu verblassen, entfernten sich als er sich durch den fiebrigen Sumpf seiner ehemaligen Krippe befand, umgeben von all seiner Brutalität.

Aber in Anbetracht der Veränderungen die er durchgemacht hatte, warum trafen seine alten Kumpel ihn als so unveränderlich? Riki hatte das Gefühl er hätte seinen Stolz und seine Arroganz zur Show getragen und war viel zu spät darauf gekommen es zu bereuen.

Nur Kiries Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund.

An ihnen kauend und immer wieder die alten Wunden entzündend. Er war noch nie jemand gewesen der beobachtete und wartete, aber wenn schon nichts anderes, dann hatten die drei Jahre ihm immerhin Geduld gelehrt. Oder vielleicht war es besser zu sagen das sein Stolz und seine Sturheit an den Wurzeln herausgerissen worden waren und Demut in den Hals gestopft.

Die Verleumdung und der Hohn der Slums waren nur Peanuts im Vergleich dazu. Heutzutage war das abschütteln von Demütigung nichts. Diese Gedanken hatten nicht wenig dazu beigetragen das Riki zu seinen alten Lieblingsplätzen zurückgekehrt war.

Und doch traf Kiries Anwesenheit einen Nerv, der das brennende Verlangen wieder zum Leben erweckte. All die Erinnerungen an seine naive und arrogante Jugend, die Spiele, die vollendeten Delinquenten wurden erneut lebhaft vor seinen Augen. sein Herz konnte keine Ruhe finden. Seine Augen blitzten mit bitterem Zorn und die Maske der coolen Gleichgültigkeit fing langsam an zu rutschen.

Neun-dreißig am Morgen, Midas Standard Zeit, der Tag der Auktion. Als hätte die Aufregung der vergangenen Nacht sich fortgesetzt, waren die Vergnügungsviertel voll mit Menschen. Das Wetter war wundervoll. Blauer Himmel und nicht eine Wolke am Himmel - Wetter perfekt für den heraufziehenden Karneval.

Und unter ihnen sprang Kirie zwischen Rikis Schuhen umher in einem hohen Erregungszustand. "Hey, schleicht doch nicht so. Gehen wir endlich!"

Guy beobachtete Kirie während er zusammen mit Riki in Richtung Mistral Park ging. "Kirie ist wirklich von sich überzeugt."

"Weil er noch ein Kind ist." "Ein Kind, huh."

"Was soll dieses selbstgefällige Grinsen bedeuten?" "Oh, nichts, ich habe mich nur an etwas erinnert." "Und an was?"

"Da gab es auch eine Ernte von Acadamy-gefertigten Pets in diesem Jahr als wir in die Kolonie kamen, und der Platz war am überkochen. da warst du es der hier herumsprang und darüber aufgeregt warst, und diese andere Sache."

Riki erwiderte nichts darauf hin.

"Das ist es woran Kirie mich erinnert. Ihr gleicht euch wie ein Ei dem anderen."

"Wirf mich nicht in einen Topf mit dieser halben Portion."

"Ah ich verstehe. Du bist ja nun so viel erwachsener. Wo wir davon sprechen, du hattest so große Angst das ich verloren gehen könnte das du meine Hand gehalten hast und mich gar nichtmehr loslassen wolltest. Hey, au!"

"Halt die Klappe und geh weiter."

"Warum schlägst du mich denn? Alles was ich tue ist zurückblicken auf die alten Tage-"

"Genug ist genug. Also halt die Klappe." "Ja ja."

Die Öffnung war noch eine Weile hin und die Strasse die zur Auktionsfläche führte war mit Wellen von Menschen vollgestopft. Die Menge war genug um Rikis Geduld auf die Probe zu stellen.

Mit größerer Verwunderung als Sarkasmus in der Stimme blickte Kirie sich mit großen Augen um. "Schaut euch all die Menschen an! Es ist eine einzige Menschenmasse! Wie wäre es wenn wir einfach schon anfangen! Das ist wie in einem großen Badehaus!" 

Luke schnaubte verächtlich. "Wenn es darum geht sind das hier doch nur ein Haufen geiler, verfickter, neureicher Typen. Abgesehen von der Tatsache das wir uns an Starkbier betrinken macht es keinen Unterschied zwischen ihnen und uns."

"Es ist interessant, alles das gleiche. All diese unterschiedlichen Menschen. Man kriegt nicht oft Acadamy-gefertigte Pets zu sehen. Ich frage mich was sie denken wenn sie so die Schaufenster anstarren."

Er fragte das nicht wirklich jemand bestimmten. Aber Kiries Blick fing halb unbewusst Rikis Schwarze Augen ein als dieser sich umdrehte.

"Also Riki, was denkst du?"

Riki hätte sich normalerweise gleichgültig verhalten und in die andere Richtung gesehen, aber dieses Mal, seltsamer weise, hielt er dem Blick aus Kiries verschiedenfarbigen Augen Stand.

"Zu Beginn, das was wohl jeder denkt. Wenn ich das jeden Tag tun müsste - Sowas in der Art. Dann schau ich mir die Eröffnungsgebote an und meine Augen springen heraus. Ein kalter Schlag ins Gesicht. Es sind Kerle hier mit aller Zeit und Geld der Welt und Burschen mit nichts. Wenn alles gesagt und getan ist, spielt es keine Rolle ob man den Abstand zwischen sich und den privilegierten Klassen akzeptieren kann oder nicht. Du wirst gezwungen damit umzugehen, und das wird sich in deinem Hals festsetzen."

"Nun, was weißt du schon. Ab und an wird auch der starke, ruhige Typ seinen Mund öffnen und was radikales zu sagen haben." Kirie sah Riki mit einem fast erschrockenen Ausdruch an und lächelte ein seltsames Lächeln.

Guy und die anderen warfen Seitenblicke auf Kirie und spekulierten jeder nach seiner eigenen Fantasie untereinander.

"Hey, hey, und es geht schon wieder los."

"Immer wenn sie sich treffen endet es auf diese Weise. Warum kommen die nicht miteinander aus?"

"Idiot. Das einzig radikale Ding hier ist dein Mund."

Aber sie fühlten sich im Herzen anders. Kirie lernt es nie. Er ist etwa ein Jahrhundert zu jung um gegen Riki aufzulehnen.

Riki stieß einen schweren Seufzer aus. "Es ist doch nicht wirklich so eine große Sache, oder?"

"Was? Das du ein paar Jahre älter bist macht dich gleich zu einem weisen alten Furz?"

"Ja, weil du immer noch der spuckende, klugscheißende, grün-hinter-den-Ohren Typ bist."

"Huh. Drei Jahre und du willst sowas wie der hochbegabte Mensch unter den Menschen sein? Wenn du vom unangefochtenen Chef von Bison zum piss-gewöhnlichen Kerl abgestiegen bist? Das ist eine wirkliche Enttäuschung, das sag ich dir. Jemand muss dich ja gezähmt haben. Jedenfalls sieht es für mich ganz danach aus."

Bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, schlug Norris Kirie an die Schläfe.

"Wofür war das denn?"

"Dafür das du ein Idiot bist. Gönn uns doch mal ne Pause, okay?"

"Was ist falsch daran Dinge die wahr sind auszusprechen?"

Mit dem gleichen Stolz in der Stimme antwortete Riki, "Ja ich nehme an du hast es seit du deine eigene Hose hochziehen kannst geschafft solch einen Scheiß von dir zu geben, nicht wahr Kirie. Aber sobald deine kleine nette Schmusedecke dir hier entrissen wird, dann wird es kommen und dir in den Arsch beißen."

Es war trocken ausgesprochen, aber mit einer harten Kante die Kirie aufrieb. Was Riki wirklich sagte rieb spöttisch in seinen Ohren. Du hast ein ziemlich großes Mundwerk für jemanden der sich nur an den Tischabfällen von Bison bedient.

Er warf beiläufig einen Blick auf Sid und Norris und bemerkte bitter das wissende Lächeln das ihre Lippen umspielte. Was auch Lukes Lippen zierte brauchte nicht erwähnt zu werden. Und Guy, der normalerweise immer etwas tat um zu vermitteln, seufzte nur schwach.

Was- was ist das? dachte Kirie in einer spontanen Reaktion aus Zorn. Unerwartet von der Illusion getroffen seinen Platz in der Welt zu verlieren schmerzte sein Kopf.

"In diesem Fall, halt deine laute Klappe. Es tut mir in den Ohren weh", sagte Riki ihm direkt ins Gesicht, ignorierte unverblümt den erzürnten und aufgeregten Blick Kiries.

Nur der Raum zwischen ihnen verhinderte das Riki und Kirie sich die Köpfe einrannten. Hier war es eine Hitze anderer Art, wie das aufeinanderprallen von ungemischten Farben.

Kirie fixierte Riki mit seinem Blick und rührte nicht einen Muskel. Oder um genauer zu sein war es eher der Schock das Rikis normalerweise abwesend wirkenden schwarzen Augen nun das erste Mal wirklich auf ihn gerichtet waren und es ihm unmöglich machten zu blinzeln. Kalter Schweiß lief über seinen Rücken. Seine Kehle fühlte sich trocken an unter der Last der unbeschreiblichen unterdrückten Gefühle.

"Komm schon Riki. Lass uns gehen." Öl ins Wasser gießend legte Guy den Arm um Rikis Schultern. Diese Berührung allein und der eisige Schimmer in Rikis Augen verschwand.

Endlich von Rikis Zauber befreit quoll ein großes Gefühl der Befreiung durch Kiris Brust. Ohne wirklich darüber nachzudenken ließ er seine Zunge über seine Lippen gleiten

"Hey komm zu dir. Wir gehen weiter."

Alle Glieder seines Körpers waren immer noch so steif das er unwillkürlich stolperte als Sid ihm einen harten Schlag auf den Rücken verpasste.

"Vergiss es, es ist ein paar Millionen Jahre zu früh für einen Amateur wie dich Kämpfe mit Riki anzufangen."

"Nun. Immerhin hat er sich nicht nass gemacht." "Hat er nicht? Nur weil sie sich nie wirklich direkt in die Augen gesehen haben."

"Du schuldest Guy eine Danksagung

Und so hielten sie ihm eine Standpauke.

Kiries streitlustige Instinkte flammten wieder auf. "Wofür sollte ich denn Guy dankbar sein?" Kiries schnelle Erholung war super.

"Wenn du das wirklich fragen musst dann nur weil du wirklich noch ein Kind bist."

Und wieder stießen sie ihn herum. Kirie wurde nur noch wütender. Hört endlich auf mich als Kind zu bezeichnen! Drei Jahre Unterschied zwischen uns machen euch noch lange nicht zu Weltmännern!

In jeder Hinsicht passte der Ausdruck "Frühblüher" auf Bison. Alles was es brauchte war das der Anführer das Handtuch warf und alle anderen entschieden sich für den Vorruhestand. Oder vielmehr sollte man sagen das sie sich in gewissem Masse ohne Reue zu zeigen komplett ausgebrannt hatten. 

Warum? Warum hingen sie also noch immer zusammen?

Mit dem Grund ihrer Existenz, ihrer Grundlage die verschwunden war?

"Scheiße!" spuckte Kirie murrend aus, während er auf die Rücken von Guy und Rikis starte die Seite an Seite vor ihm liefen. Warte nur ab und sieh! Gibt mir eine Chance und ich - 

Das Glück würde nicht in seinen Schoß fallen wenn er nur herumsitzen würde und seine Hände anstarren würde, und er wusste vom Leben in den Slums das die Gelegenheit sich ihm auch nicht einfach so präsentieren würde. Er hatte Gerüchte gehört das Riki Bison verlassen hatte um eine Chance zu nutzen die er bekommen hatte. Zu dem Zeitpunkt war Riki fünfzehn oder sechzehn gewesen. Was auch immer Riki getan hatte, Kiri war sicher das er das auch konnte.

Dennoch runzelte Kirie die Augenbrauen. Er hatte noch immer nicht wirklich die Verbindung zwischen Riki und Guy verstanden. Das war offensichtlich kein normales Verhältnis. Es war allgemein bekannt das sie ein Paar waren seit sie in Guardian gewesen waren, und das selbst während ihrer Zeit dort Rikis Verbundenheit zu Guy nichts gewesen war das man auf die leichte Schulter nahm.

Das war auch der Grund das Kirie im ersten Moment in dem er mit Guy zusammengetroffen war - dank der guten Worte von Sid - hatte er ihn als einen normalen, aufgeschlossenen Kerl kennengelernt, und dennoch das Gefühl gehabt das etwas an ihm zog. Was zur Hölle war das? Er ist doch nur ein ganz normaler Kerl! Sieht nicht aus wie Superman! Alles was ich tun muss ist diese Nummer zwei von seinem Thron zu stoßen und dann -

Die Kluft zwischen Gerücht und Realität erwies sich als ärgerlich für Riki, denn als Riki in die Slums zurückkehrte lernte dieser zum ersten Mal warum Guy sein Leutnant war. Auch wenn es nicht in vielen Worten gesagt wurde, die beiden hatten eindeutig eine Kommunikation auf einem anderen tieferen Level. Ob man es nun mochte oder nicht, er musste mit der Wirklichkeit der Bedeutung des Begriffs "Pairing Partner" leben, und die Manifestation der Gefühle der Eifersucht waren schwer zu beschreiben.

In Area 9 wurden alle Kinder bis zum Alter von zwölf gemeinsam in der Kinderbetreuung des Guardian Waisenhauses aufgezogen. Als Grund dafür wurde angegeben das die Sterblichkeitsrate im Umfeld der gewaltsamen und dysfunktionalen Slums überproportional hoch war.

Das mag zum Teil wahr gewesen sein, aber die Wurzel des Problems war die extrem niedrige Geburtsrate von Mädchen im Vergleich zu Jungs. Das war aufgrund einer bestimmten Eigenschaft des Planeten Amoi zurückzuführen, zusammen mit einer beliebigen Anzahl von anderen unbekannten Faktoren.

Nur in Midas - in Ceres - gab es keine Bevölkerungs- oder Geburtenkontrolle an Ort und Stelle. "Natürliche Wahl des Geschlechts" sei ein "Grundrecht" als wäre es in Stein gemeißelt, so waren die Parolen zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit als Würde des Menschen erklärt worden.

Folglich erhielten die geringe Anzahl der Mädchen eine Sonderbehandlung gegenüber den Jungs und die, die es vorzogen Kinder zu gebären konnten das in einer insolierten und weitaus angenehmeren Umgebung tun. Im Gegensatz zu den Jungen, die gezwungen wurden im Alter von 13 Jahren "unabhängig" von Guardian zu werden, waren Mädchen nicht dazu verpflichtet in den befallenen Slumkolonien zu leben.

Natürlich waren, wie sich so herausstellte, rund 99 Prozent der Bewohner der Slums - auch wenn es nur die noch ungeborenen Kinder - waren Männer. Dementsprechend waren "Familien" in Form von "Blutsverwandtschaft" zwischen den gleichgeschlechtlichen Paaren die die Grundlage des Lebens in den Slums bildeten nicht existent. Und es gab auch kein Konzept einer offiziellen oder zeremoniellen "Ehe".

Area 9 - Ceres - hatte diese Art von verzerrter geschlossener Gesellschaft erschaffen. Umso mehr ein Grund warum die Bewohner von Midas leben sollten wie die Haustiere innerhalb eines riesigen Käfigs der sich Vergnügungsviertel nannte, während sie zur selben Zeit Ceres als "die Slums" verachteten.

Aber der Mensch ist ein soziales Tier und sucht immer nach der heilenden Gegenwart um die Einsamkeit des Lebens zu stillen. Darum die "Pairing Partner", ein unzertrennliches "Gegenstück" das über Liebe und Zuneigung hinaus ging, über Verträge und Verpflichtungen, und das das nicht durch die Anwesenheit von ungebundenen "Sex Freunden" gestört wurde. Trotzdem wurde bei der Wahl fürs "Leben" ein kompatibler und sexuell verfügbarer Partner bevorzugt.

Wer ist der Richtige für mich?

Es gab nicht wenige für die solche Überlegungen eine unüberwindbare hohe Hürde darstellten in ihrem eigenen Idealismus.

Als Kirie sich entschied nach Sids Einladung Bison zu folgen, war ein großer Grund der das, auch wenn Bison nun mehr Legende als Realität waren, der Name Respekt gebot in den Slums und eine Art Statussymbol darstellte. In der Tat konnten sie sich so einige kleine Gefälligkeiten gönnen wenn sie es nur wollten.

Aufgrund dessen, und obwohl Kirie und Bison sich mehr als einmal über den Weg gelaufen waren, war er nicht nur einmal für sein "Essensgeld" verprügelt worden. Bei einer dieser Gelegenheiten war Guy als Retter in der Not aufgetaucht. Doch als Kirie nach ihnen hatte greifen wollen, war er abgewiesen und mit einem Schlag auf die Finger nach Hause geschickt worden.

Unter den Mitgliedern war er der einzige den Kirie nicht für sich gewinnen konnte, und das kratze an dessen Stolz. "Was ist los? Kriegst keinen hoch?" Im versuch Guy irgendwie aus der Reserve zu locken hatte er selbst vor dessen Männlichkeit keinen Halt gemacht.

Doch Guy hatte nur geantwortet, ihm wieder ins Mark schneidend. "Netter Versuch, aber ich stehe nicht auf Kinder die gerade erst aus den Windeln geschlüpft sind."

Kirie hatte diese Demütigung nie vergessen. "Sohn einer Hure. Er denkt wohl die ganze verdammte Welt dreht sich um ihn?"

"Und was zum Teufel denkst du wer er ist? Er ist Rikis Lebenspartner. Der Kerl an den du dich ranmachen willst kann sich seine Leute selbst aussuchen. Er ist derjenige der die Wahl trifft. Nicht du."

"Hey, nimm es nicht zu schwer. Verglichen mit Riki sind wir alle Kinder."

Vermutlich fing zu dem Zeitpunkt alles an. Im wahrsten Sinne des Wortes wurde ihm bewusst das "Riki" die Erweiterung von "Bison" war. Zwei Jahre waren seither vergangen. Kirie wurde immer noch wie der Zwerg der Gruppe behandelt und konnte die brennende Hitze seiner aufkochenden Gefühle nicht senken.

Auf der anderen Seite war Kirie der verdammte Schmerz im Nacken von Riki. Die Galle die sich in seinem Darm sammelte war nicht so leicht zu schlucken. Das war nicht das erste Mal das Kiries provokative Haltung ihn erreicht hatte, und das so ein Zusammenstoß in einer Menschenmasse geschah war nicht gerade beruhigend.

Es war so ekelhaft das er gerade fast dabei war zu spucken. Er lief weiter als würde die menschliche Flut über ihn fließen, und vermutlich wurde die Übelkeit in seiner Magengegend irgendwann zu einem Ball von sengenden Nesseln. Als er sich den "Ausstellung"-Buden näherte die sich in der Mitte des Platzes befanden verkrampften sich seine Eingeweide nur noch mehr.

Innerhalb der Mauern der Menschen war eine Sammlung von "Haustieren", die die "Hauptattraktion" der Auktion bildeten. Diese waren die "Ausstellungsstücke" die die Öffentlichkeit auf die Show vorbereiten sollten. Während der Auktion selbst würde eine große Vielzahl dieser Haustiere in jeder der einzelnen Auktionshallen angeboten werden.

Im Inneren prächtig eingerichtete Zimmer die als eine Art Box in jedes Produktionsfeld unterteilt waren, und die Haustiere waren nicht ängstlich als sie warteten an die Reihe zu kommen. Dies war das Center für jedes dieser "Erstdarsteller". Die Vielfalt der Geschlechter, Haut, Haar- und Augenfarben ungeachtet der geschmeidigen Symmetrie ihrer Glieder und ihrer anmutige Physiognomien enttäuschten nicht. Alle ihre jeweiligen Vorzüge waren auf ganzer Linie abgestimmt.

Der neuste Verkaufsschlager war eine gekreuzte Mischung aus menschlichen und Lemuren. Größe und genetischer Mix waren vielfältig, wobei jeder mit seiner eigenen einzigartigen und individuellen Färbung etwas sehr besonderes war. Darunter stach "Exile" von der Firma Galott aufgrund seines raffinierten Aussehens und der exzellenten Fellfarbe seines Schwanzes hervor.

Neben Exile waren alle Galott erschaffenen Lemurenweibchen kastriert worden. Luxia, der "Melude" nahm eine entschieden untergeordnete Stellung in der Galott Linie ein, und da sie unzählige Male gepaart und gezüchtet werden, und unzählige Nachkommen erzeugen konnten, hatte fast über Nacht eine rasende Zucht-Modeerscheinung die Reihen der Neureichen überflutet.

Aber die wahren Hingucker unter dem Potpourri von Ständen, die Stars der Show waren die Akademie-hergestellten Haustiere. Feuchte rote Lippen. Zarte und jugendliche Züge, die sexuelle Identität schwer zu erkennen, aber widersprüchlich dazu, im selben Moment einen seltsamen und faszinierenden Charme ausstrahlend die einen Schauer über den Rücken jagte.

Natürlich waren die aufgeführten Eröffnungspreise das Zehnfache des Durchschnitts, legte sie in eine ganz andere Liga. Sobald die Auktion begann würden diese Gebote sie zweifellos noch um ein Vielfaches überschreiten. Für die die ihr Herz und ihre Seele in die "raffinierten Kunstwerke" setzten und weder Zeit noch Geld sparten war das sicherlich kein Hindernis.

Lang-bekannte Meisterwerke reiner "Rassen" wurden in den von Regierung sanktionierten Tierbedarf in der zentralen Metropole Tanagura unter dem offiziellen Markennamen der Akademie verkauft. 

Dies waren die wertvollen Endprodukte der Arbeit in den ungehinderten Sphären der Biotechnologie. Außerdem waren sie nicht nur menschliche Nachbildungen, sondern nur die waren "Original-Kreationen", die bis ins Blut perfektioniert, bis in die Gene hinein offiziell anerkannt. Für ihre Schönheit waren die Akademiehaustiere schon berechtigt solch einen übergreifenden Stolz zu besitzen.

Dies bedeutete das die Akademiepets allein erlaubt waren mit Neid und Eifersucht gespickte Blicke durch die Glaswände zu werfen. Jede einzigartige Zertifizierung ihrer Herkunft symbolisierte ihren unerschütterlichen Stolz und Selbstbewusstsein.

Dennoch, als "Pet", egal in welcher "Preisklasse" besaßen sie in keinster Weise das Recht auch nur als "menschliches Wesen" zu gelten.

Einmal im Jahr zog die spektakuläre Midas Pet Auktion die Vorhänge auf und präsentierte Tanaguras aufstrebende Industrie. Allerdings war es eine traurige Tatsache das ihr Ruf in der Welt außerhalb in den letzten 50 Jahren sehr gering gewesen war.

"Ein Sklavenhandel der alten Schule", wurde es genannt. "Eine Ausstellung für die Menschenrechtsverletzungen."

Der Wirbelwind der Kritik der aus den Nationen erklang war vernichtend und endlos. Nicht nur die Auktionen sondern auch die Existenz von Midas selbst, ein Symbol für alles was hedonistisch und ausschweifend war, legte ihre Nerven blank.

Eine Zitadelle des Vergnügens, ohne Nacht und Tag, jenseits von Rasse und Geschlecht und Moral - wenn das das Gesicht war das Midas der Welt zeigte, dann waren die verschwörerischen Machenschaften und Geld die hässliche und traurige Realität in den Schatten.

Es war Tanagura mit diesem Nest aus Ungerechtigkeit in seiner Hinterhand. Die Nationen im kollektiven Antlitz zuckten bereits mit Abscheu und das nagte noch zusätzlich an seiner verletzten Selbstachtung.

Unabhängige Stadtstaaten hatten oft Verbände zur Pflege und zum Erhalt des gegenseitigen quid pro quo der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Doch behauptete Autonomie noch nicht unabhängig. Nur wenige Städte waren in jeder Hinsicht wirklich unabhängig. Vielmehr waren sie eine Handvoll großer Kommunen in einer größeren "Schirmstadt" unter der Rubrik "Nation", welche in Wahrheit eine untergeordnete Funktion in der weitgehend autonomen Region der de-facto Kolonie waren.

Unter ihnen, unabhängig von der regierenden Nation, unabhängig vom Vorhandensein oder Fehlen von Einmischung von außen, befand sich auch Tanagura

Amoi war der zwölfte Planet im Garan Sonnensystem. Ein kleiner abgelegener Planet selten besucht, selbst von Kriminellen auf der Flucht vor dem Gesetz. Es fehlte jegliche außenstehende Versorgung oder Erzadern und war ursprünglich von keinem fühlenden Lebewesen bewohnt gewesen. Selbst die Nationen hatten die routinemäßig durchgeführten Kontrollen alle paar Jahre ausgesetzt und nie wieder aufgenommen.

Für eine lange Zeit hatte dieses verarmte Sternensystem keine Nationen einwandern sehen. Dann am Beginn eines Jahres landete ein Schiff der Tank Abis auf dem Planeten.

Entschlossen, außerhalb des Systems zu denken wollten sie die Schaffung einer prototypischen Metropole ohne politischen Druck und religiöse Tabus erzwingen, und erschufen Tanagura. Eine große Zahl von Wissenschaftlern wurden nach Tanagura gebracht mit dem Ziel der Förderung der menschlichen Intelligenz und Wohlstandes, und führte schließlich zur Geburt des Supercomputers namens Jupiter.

Jeder Schnipsel an Information und riesige Datenmengen wurden zur Verfügung gestellt um die Speicherbänke der künstlichen Intelligenz zu füllen, absichtlich nicht durch das Hinzufügen von "Bücherwissen", sondern um ihm einen fortschrittlichen Sinn des Selbst zu verleihen.

Eines Tages erwachte es plötzlich zur Erkenntnis seiner eigenen Realität. Seine sogenannten menschlichen "Erschaffer" konnten nur beobachten wie das verrückte Verhalten des Wahnsinnigen sich entwickelte. Der Computer erklärte:

"NUR WER FIT GENUG IST MACHT AUSZUÜBEN SOLL DIESE AUCH AUSÜBEN."

Das war es wie die Antwort auf die "Straftat" lautete das ein Computer der Diener der Menschen sein sollte. Als Ergebnis wurden die Hegemonie den Menschen genommen und die Stadt verfiel der zentralen Kontrolle die Jupiter war.

Der einst verarmte Planet Amoi sah sich nun unter einem unveränderlichen, lavendelfarbenen Himmel der mit Sternen übersät war.

Zu der Zeit als die Städte der Nationen Notiz von der neuen Realität nahmen brachen sie in Panik aus, Tanagura hatte bereits in eine verklärte und groteske Metropole verwandelt und ihre menschlichen Bewohner gezähmt. Es wuchs leise immer weiter ganz von sich überzeugt indem es die Umgebung ignorierte ging präzise und direkt an die Arbeit, mit fast schon kalter Unnahbarkeit.

Die "metallische Stadt", der Inbegriff von Schönheit und funktionaler kühlen Rationalität, erwies sich als eine organisatorische Meisterleistung, ein Schaufenster der Effizienz und Sauberkeit. Das kalte Gesicht das sie zeigte war unberührt von Menschliches Existenz und Wärme 

Mit ruhiger, unermüdlicher Geduld spähten Kameras aus allen Ecken und Enden, zeigten Jupiter selbst die entferntesten Winkel ihres vernetzten Nervensystems.

Die Kenntnisse ihrer Schöpfer schon längst überschritten habend säte sie Angst weit und breit, was würde als nächstes geschehen? Könnte es zum Allmächtigen Gott werden wie ihr Name es vorgab, durch neu erschaffene Reihen von Androiden deren Gehirne ihrer Ausbildung und Wahl entsprachen?

So versuchte Tanagura noch mehr Wohlstand zu erreichen indem es die Fesseln aus Fleisch und Blut zurückwies, die Grenzen der menschlichen Existenz definierte und die Ablehnung der Grenzen der menschlichen Sterblichkeit passierte.

Ganz einfach konnte niemand so wohlgeformt sein wie Jupiters wilder Wahn im Ego es erwartete. Darin gab es eine Realität, einen kurzen Einblick auf die mögliche Zukunft der Menschen, die durch die unwiderruflichen Gesetze des Todes gebunden wurden, nun den unsterblichen Maschinen dienen zu müssen.

Wie zu erwarten war machte sich in den Stadtstaaten der Nationen Unwillen breit und sie erhoben ihre Stimmen in bitterer Kritik. In jeder Epoche wurden die Starken fett indem sie sich an den Schwachen labten, es gab keinen Grund dafür die Geschichtsbücher zu wälzen. Dies war das Gesetz der Natur das die Regenten der Nation selbst rücksichtslos verfolgten.

Die Vorschriften dieses Gesetzes bestimmten, dass sie sich eines Tages auf der gleichen Position befinden würden wie nun die Städte zu ihren Füßen. Dort wo die Gnade Gottes nun einherging.

Tag für Tag festigte Tanagura seine Position ohne Tabus und Beschränkungen, angetrieben durch die Fortschritte in der Biotechnologie und der Elektronik die den Schatten der kommenden Ära voraussagten.

Die Leiter der Nationen spürten die Bedrohung mit einer fast unergründlichen Abscheu, aber sie konnten nicht leugnen, dass sie Abhängig waren von dem was ihnen nun zur Verfügung stand. Vor diesem Hintergrund begann das Commonwealth damit nun aufmerksam Kenntnis zu nehmen von ihren wahren Gefühlen auf das Thema hin.

Und bevor es jemand wusste verminderten sich die spitzen, öffentlichen Kritiken und Stimmen die für eine Abschaffung der abscheulichen Pet-Auktionen waren. In nur 50 Jahren ging die persönliche Moral und Empfindlichkeit den Bach herunter und stürzte von einer Klippe.

Dumme Modeerscheinen kamen auf, Menschen strömten zusammen wie kreischende Vögel, zeigten sich in Midas um ihre Namen im Licht zu baden. Es wurden die neuen Barometer der politischen und finanziellen Macht.

Der größte Nervenkitzel und Erregung ist die Macht über Leben und Tod. Solche Erklärungen wurden wie selbstverständlich hantiert, als sie durch das Vergnügungsviertel stolzierten und davon schwärmten bei den Pet-Auktionen ihr Geld zu verbrennen.

Das in der Zeit Gut und Böse sich gut zueinander stellten war vermutlich nur die menschliche Natur. Betrachte Dinge nur von weit genug weg und das Böse wird gut. Vor dem Hintergrund einer solchen Realität gab es keinen Zweifel das über kurz oder lang die Räder der Vernunft sich aus den Kugellagern lösten.

Vermutlich weil die S-Klasse Auktion die die Akademie gefertigten Pets - die Besonderen - in einem Favoritenwettbewerb um drei Uhr eröffnet wurden hatte der Strom von Menschen die in Richtung Mistral Park unterwegs waren seit dem Mittag nicht nachgelassen.

Eine begeisterte Masse verschwand in den Pavillons und schwappte über dne Platz, wo der warme Wind des menschlichen Atems auf der Haut zu kleben schien. Die Unannehmlichkeit ließ Riki in Abneigung mit der Zunge schnalzen. Das war, als würde ihn jemand suchend beobachten. Das war keine Phantomeinbildung. Es wand sich um ihn wie ein Python, ununterbrochen von den heranstürmenden Strömen des menschlichen Fleisches.

Was zur Hölle-!

Stark genug um ihn dazu zu bringen trotz des Stromes um ihn herum einfach stehen zu bleiben.

"Hey! Nicht einfach so stehen bleiben!" Warum bleibt der Bastard denn stehen?"

"Yo! Geh schon weiter Kleiner!"

Salven von Schlägen trafen ihn an Kopf und Schultern, und doch drehte Riki sich nur langsam um, überblickte die Massen.

"Riki? Was ist los?" fragte Guy neugierig als er neben ihm zum stehen gekommen war.

Allerdings war Riki nicht geneigt zu antworten, sah an ihm vorbei und beobachtete noch immer die Umgebung.

Woher kommt das nur?

Es hätte jeder sein können der ihn beobachtete in einer Art die er nicht verstand.

Er zog die Augenbrauen zusammen, kniff die Augen enger zusammen und dann, plötzlich, trafen sich ihre Augen. Eine bleierne Dunkelheit umfing ihn wie das plötzliche Auftreten eines Mitternachtsnebels in einer mondlosen Nacht. Der reche Blick borte sich in seien Augenhöhlen wie ein Bohrer durch weiches Holz.

Riki stand stocksteif da, als hätte ein mächtiger Stromschlag seine Motorik gelähmt. Sein Gegner stach aus der Menge klar und deutlich hervor, inmitten der Schatten die durch sein Blickfeld schwammen.

Das Gesicht zeigte eine tiefe, eingemeißelte Schönheit, bei der selbst die Akademiegefertigten Tiere vor Überraschung die Augen rieben. Es war eine Schönheit, so überwältigend das sie Gefühle der Ehrfurcht erweckte. Seine Augen waren durch eine getönte Sonnenbrille beschattet, doch es gab keinen Zweifel auf wen seine Aufmerksamkeit gerichtet war. Er starrte Riki nieder, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen.

Rikis Herz raste wie ein Presslufthammer in seiner Brust. In seinen großen und erstaunten Augen, in seinem ganzen steifen Körper schien die Zeit in ungeschickten Strömungen verdickt und rückwärts zu laufen. Der rasende Takt seines Herzschlages hämmerte Gnadenlos und er riss die grünen Augen in Erinnerungen versunken weiter auf.

Guy flüsterte ihm zu. "Hey Riki. Kennst du den Kerl?" Die Stille die zwischen den beiden herrschte ließ die Frage wie ein Husten in einem ruhigen Konzertsaal klingen. "Du machst Witze, oder?" Ein leises Zittern kroch in seine Stimme. Unfähig die Augen von dem beeindruckenden Antlitz des anderen abzuwenden sagte Guy erneut, "Richtig?"

Seine Stimme wurde nur zu einem unbeholfenen Flüstert, wie durch eine Barriere in der Luft gedrosselt. Kirie brach die Mauer des Schweigens mit einem Pfiff. "Heilige Scheiße, schaut auch das an! Hat der eine Mähne! und ein Blondy-" Kirie signalisierte den Rest seines Satze mit einem Ruck seines Kinns.

Ein langhaariger... Blondy. Kein Wunder das Kirie nicht aus dem Staunen herauskam. Allein die Macht seiner eigenen Präsenz hatte, im Gegensatz zu seinem doch recht einfachen und funktionalem Outfit den gegenteiligen Effekt die Aufmerksamkeit der anwesenden Menschen auf sich zu ziehen.

Es war eine Art Body der in Tanagura besonders von den Eliten getragen wurden, die generell ihre Haare lang hatten um sich von den anderen Androiden zu unterscheiden. Diese Eliten besaßen ausgewogene Proportionen, hervorragendes Verhalten, 300-plus IQs und einen sterilen Körper.

Haarfarben wurden nach dem NORAM-hierarchischen Kastensystem bestimmt. Diejenigen mit externen Zuständigkeiten, die Administratoren, die als das "Gesicht" der Tanagura fungierten, wurden als Onyx bekannt, mit schwarzen Haaren. Ihre Berater, aufgeteilt nach den Bereichen ihrer individuellen Spezialitäten waren Ruby, Jade und Saphir. Das silberne Haar der Platina identifizierte sie für die verschieden hohen Führungspositionen.

Die "Elite der Elite", mit der Befugnis direkt mit Jupiter zu sprechen, waren die Blondy. Mongrels aus den Slums hatten kaum die Möglichkeit diese "Götter der Schönheit" aus der Nähe zu sehen. es war eine einmalige Gelegenheit, wenn es sie denn jemals im Leben gab.

Kirie meldete sich zu Wort. "Hey der Kerl sieht uns immer noch an! Ob er an uns interessiert ist? Sollen wir winken?"

Kiries Geplänkel war so etwas wie ein akzeptierter Witz unter seinen Kumpels geworden, und es war nun an jemandem von ihnen den starken Mann zu spielen, oder das Thema zu wechseln. Und dann würden sie alle lachen und es wäre damit erledigt. Das war das übliche Muster.

Aber diesmal konterte Riki mit einer miesen Laune.

"Idiot! Das ist weder die Zeit noch der Ort für sowas! Wenn du unbedingt Scheiße reden willst, dann verpiss dich und mach es woanders!"

War Kirie durch die vergiftete Luft der Auktion berührt worden? Oder war es Riki? Etwas überrumpelt und verblüfft versuchten Sid und Norris, Riki zu beruhigen.

"Hey Riki, warum denn so ernst?"

"Yeah, yeah. Das ist nur Kirie in seiner durchgeknallten Art."

"Was? Der Kerl hat ein Auge auf uns geworfen. Wir haben eine Chance. Lasst sie uns nutzen, okay?" sagte Kirie, seine Stimme seltsam angespannt vor Aufregung. "Schaut doch es ist ein verdammter Blondy! Okay? Einer dieser Super-Elite-Typen die sich so gut wie nie in Midas zeigen!"

Kiries fiebrige, ungleichen Augen gingen Riki auf die Nerven, aber Kirie hörte nicht auf. "Wir haben nichts zu verlieren! Es mag der Zufall einer Millionenchance sein, aber ich werde nicht hier stehen und an meinen Daumen nuckeln und diese verpassen. Kommt schon, lasst uns gehen!"

Für einen kurzen Moment waren Kiries Worte ein klares Bild der Furchtlosigkeit.

Riki runzelte die Stirn und schwieg, aber nicht weil ihm plötzlich die Worte fehlten. Ohne es zu bemerken hatten seine geballten Fäuste zu zittern begonnen. Die Rückseite seiner Kehle schmerzte. Er war durch das unausweichliche Gefühl getroffen wurden das er und Kirie sich wirklich nicht so unähnlich waren.

Was zur Hölle- Riki knirschte mit den Zähnen.

Warum? Wie? Und Besonders, warum jetzt?

Kirie stand mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen vor ihm. Zum ersten Mal brannte sein Körper heiß in der Aussicht darauf das erste Mal Riki in seine Schranken zu verweisen und im Gegensatz zu vorher fühlte er nicht den Anflug von Angst in seinen Eingeweiden. "Es ist schade aber du und deine Ausstrahlung haben scheinbar nicht den Mumm für einen Kampf. Deine Zeit ist vorbei."

Aber die Freude ihn allein mit Worten aus dem Rang zu werfen war etwas anderes, als wäre es nur eine kleine verbale Attacke gewesen. Indem er Guy und Riki zur Seite schob legte Kirie den Weg in einem flotten Tempo vor.

"Bist du damit einverstanden, Riki? Ihn einfach so gehen zu lassen?" Fragte Guy mit besorgter Stimme. Seine Augen folgten Kirie der sich in die Menschenmassen stürzte und darin langsam verschwand.

"Lass ihn tun was er will", erwiderte Riki einfach, mit einem doch genervten Ausdruck auf dem Gesicht.

Doch der harte, pochende Schmerz blieb. Es hatte nichts mit Kiries verbalen Schüssen zu tun sondern mit seinem eigenen Willen. Ohne den Blick in Richtung Kirie zu wenden sah er auf und bestätigte damit nur die anhaltende Präsenz des Blondy. Als er das tat, wie der andere vermutlich erwartet hatte, lächelte der Mann. Ein kaltes Lächeln, nur die äußersten Winkel seiner Lippen regten sich leicht. Es war keine Fata Morgana oder Halluzination. Er lächelte als würde er Riki verachten.

In diesem Moment entwickelte sich das brennende Gefühl der Entrüstung tief in ihm und eine Gänsehaut breitete sich aus. Der Impuls, dieses kalte, herablassende Lächeln aus dem Gesicht des Mannes zu wischen und ihn nach Strich und Faden zu verprügeln überwältigte ihn fast und Rikis Blick verschwamm in einem roten Schleier.

Kirie und das exquisite Antlitz des Mannes verschwanden aus seinem Blickfeld, mitgerissen von den Menschenströmen. Von Guy aufgefordert biss Riki sich mürrisch auf die Lippen und ging weiter, schwer als hätte sich eine kalte, unbeschreibliche Dunkelheit sich in seinem Magen eingenistet.