Auch wenn schon zwei Wochen vergangen waren seit der Nacht der Niederlage, nagte das Gefühl der Demütigung weiterhin in Rikis Magen. Mit keinem vorhandenem Ventil um sich zu erleichtern randalierte die Wut weiterhin in ihm. Die Gänze der Scham steckte in ihm.

Wenig überraschend hatte Riki seit jenem Tag die Straßen von Midas nicht mehr betreten. Weit entfernt vom „schlendern“ war er nicht einmal in der Lage die erste Silbe auszusprechen. Stattdessen biss er sich trotzig auf die Zunge. Tag für Tag wurde die Falte zwischen seinen gerunzelten Brauen tiefer und tiefer.

Wenn er nur die abscheulichen Ereignisse verdrängen könnte, dann könnte er als glücklicher Mann leben. Aber immer wenn er die Augen schloss, sah er das schöne Gesicht des kalten Mannes, als wäre es in seine Sinne eingebrannt.

„Wenn du das Ziel verfehlst ist das dann deine Art an Geld zu kommen auf diese Art und Weise?“

Kommunizierte Arroganz gepaart mit Einschüchterung brannte seine einzigartig kühle Stimme unaufhörlich in Rikis Ohren.

Mist!

Und dennoch blieb das schmerzende Elend zu nichts anderem als Stöhnen in der Lage gewesen zu sein. Was ihn wirklich sauer machte war nicht Iasons Spott, auch wenn der Spott gegen die sexuelle Leistung eines Mannes eine unverzeihliche Verletzung in den Slums war.

Selbst in einem „Love Hotel“ in den Randbezirken der Stadt, hatte Iason nicht einen Teil seiner majestetischen und überheblichen Art verloren. Weit davon entfernt, zu einem Tanagura Blondy der alles hatte und vieles geben konnte, war Riki nichts weiter als ein Prostituierter der sich darin übte Männer anzumachen und sich für ein Taschengeld verkaufte.

Diese Erkenntnis war beängstigend

Es gab keinen Zweifel daran. Er war derjenige der sich an den starken Armen von Iason festgehalten hatte und ihn genervt hatte solange bis er bekommen hatte was er wollte. Seine Sturheit und sein Stolz war in Iasons Augen nichts weiter als eine Reflektion seines selbstsüchtigen und verdorbenen Charakters.

Der Gedanke allein machte seine Kehle eng.

„Versteh mich nicht falsch, Mongrel. Du bist der Preis der sich mir so unsagbar ungeschickt aufgezwungen hat im Austausch zu meinem Schweigen. Tu was ich verlange, und schrei für mich und wir sind quitt. Mehr nicht.“

Die kalte und berechnende Art, die man als nichts anderes ansehen konnte als die missbrauchende Sprache die sie doch war. Stechend in seine Eingeweide, vergiftete aufsteigend seinen Stolz.

Er knirschte mit den Zähnen. Seine Schläfen pochten. Er hatte nie solche Gefühle der Abscheu erlebt seit er Guardian verlassen hatte. Und jetzt, wusste er in seinem Herzen das es keinen einfachen Weg gab dieses fiebernde Ding das sich in seinem Körper anbahnte zu heilen.

Innerhalb der gesteckten Grenzen in der Welt eines Kindes, hatte er immer seine Ohren verstopfen und seine Augen verschließen können dem gegenüber was schmerzhaft war. In Guardian war dies das einzige Recht eines unreifen Kindes gewesen.

Aber nun waren die Dinge anders.

Unabhängig von der Reife oder Unreife eines Mannes würde all das Weinen und Beschweren in dieser Welt keinen Unterschied mehr machen. In den Slums galt das Gesetz des Dschungels, die Worte und Aktionen eines Mannes kamen immer zurück um ihn zu treffen.

Riki kannte auch diese Realität – die Realität in der er nicht einfach das was geschehen war verschwinden lassen konnte. Es lastete schwer auf ihm.

Er war an einem schrecklichen Ort. Es gab nicht genug Stunden am Tag um die Erinnerungen daran irgendwo hin zu transferieren wo sie seinen Tag nicht stören würden. Aber er hatte keine andere Wahl als sich selbst zu überzeugen. Er fühlte sich unsagbar schlecht.

Wie lange würde es dauern seine gesplitterten Emotionen zu regenerieren? Er konnte es sich nicht vorstellen.

Natürlich war das was ihm passiert war weniger eine verfluchte Chance als ein einfaches Wunder. Erneut in diesen komischen Mann zu laufen, ganz zu schweigen von der Chance in Spuckweite eines weiteren Tanagura Blondy zu geraten, war das lezte was er erwartete so schnell wieder zu erreichen. Aber dennoch konnte er die Erinnerungen nicht aus seinen Gedanken schrubben und zu seiner alten, sorgenfreien Art zurückkehren.

Einfach so „Slumabfall“ genannt zu werden, die Demütigung durch diese kalten, emotionslosen Augen angesehen zu werden. Sein Stolz war schwarz und blau geprügelt und es wollte einfach nicht heilen.

Die schamlosen Erinnerungen daran so brutal missbraucht worden zu sein krochen wieder in sein Bewusstsein. Selbst während des Sex mit Guy konnte er nicht die stichelnden Erinnerungen verdrängen die sich in seinem Herzen angesammelt hatten.

„So schnell zu kommen ist sicher nichts worauf man stolz sein kann.“

Halt die Klappe.

„All diese vermeintliche Macht ist nichts anderes als leere Prahlerei.“ 

Genug!

„Und hier haben wir den Quellpunkt deiner Lust?“

Schnauze!

„Und hier-“

Die neckende Stimme wickelte sich um seine Gedanken, klammerte sich an ihn, das plagende Fieber sich in ihm ausbreitend.

Mist.

Mist.

Mist.

Miserabel. Ungünstig. Er konnte nur die Zähne zusammenbeißen und gegen die Dunkelheit ankämpfen. Er war sein eigener größter Feind.

Das ist nicht wer ich bin!

Er biss sich auf die zitternde Lippe. Keine Art von Wachtraum, es war eher wie Säure zu verschütten oder einen schlechten Trip zu haben. Es gab keine Chance das Guy nicht Rikis angespannte Haltung bemerken würde. „Was ist los mit dir, Riki?“ flüsterte er ihm ins Ohr.

Riki lies seine Glieder schlaff entspannen und sammelte seinen Atem. Natürlich hatte Guy bemerkt das er nicht „da“ war in Körper und Geist wie er sonst wäre und das er es etwas satt hatte.

„Ist etwas passiert?“ fragte er in der selben ruhigen Tonlage die seine Stimme immer hatte. Strich leicht eine verspielte Locke aus Rikis Stirn. Guys warme Hand fühlte sich nicht weniger beruhigend an als sonst.

Riki war da wo er hingehörte. Und Guy sorgte dafür das er nur zu gut fühlte wie wahr das war. Und doch-

Warum?

Wie?

Wie waren seine Gedanken von diesem Monster nur so in Besitz genommen worden? „Es ist nichts“, murmelte er, die Worte wie bittere Galle in seinen Mundwinkeln.

„Bist du sicher?“ hakte Guy nach.

„Sicher“, antwortete Riki sofort, aber selbst er wusste was auf dem Grunde all dessen lag – was Guy hören wollte und was in seinen Gedanken war. Die Gefühle die er nicht ausdrücken wollte. In deren Einvernehmen, in diesen Momenten in denen sie die Hitze ihrer Körper teilten sollte es keine Lügen geben.

Guy lies seine Zunge von Rikis Nacken zu dessen Ohrläppchen gleiten, wickelte ihr Beine enger umeinander. „Dann lass es uns tun.“ Die Hitze in seinem jungen Körper war fast auf dem Siedepunkt. „Kriegst du ihn noch hoch? Ich hatte noch lange nicht genug.“

Sein unkontrollierbares Verlangen in Worte fassend zündete den Funken. Mit Riki als seinem Partner, egal wie oft sie es schon getan hatten, konnte er nie genug kriegen. Guy konnte sich nicht helfen aber war sich bewusst seiner animalischen Leidenschaft.

Diese Leidenschaft hatte sich nicht verändert seit sie in Guardian gewesen waren, sie war nur stärker geworden und hatte dafür gesorgt das er das Glück hatte das Riki sein wurde.

Riki mochte vielleicht denken das er Guy nur für seine eigenen selbstsüchtigen Belange benutzte, aber Guy wusste es anders. Er war nicht attraktiv genug um seinen Hintern einfach nur mit schierer Dynamik als Entschuldigung zu nutzen. Und noch weniger war er so geduldig wie die Menschen um ihn herum von ihm dachten.

Es war wegen Riki. Riki war sein Partner, und Guy wusste genau wie ewiglich nachgiebig er sein konnte.

Er konnte sich noch an den kleinen Körper in der Dunkelheit erinnern, in der Mitte des Bettes, seine Knie umarmend und zitternd. Wenn Riki seine schwarzen Augen schloss- die Augen die aus jedem der sich darin spiegelte Feinde machte – wurde er zu einer anderen Person. So jung.

Dann eines nachts, war dieser Riki der seine Hand ausgestreckt hatte nirgendwo mehr auffindbar gewesen. Und selbst wenn eine lange Zeit vergangen war seit Riki seinen Schutz benötigt hätte hatte Guy nie vergessen das er sich geschworen hatte ihn immer zu beschützen.

Er würde es nie vergessen.

Guy nahm großen persönlichen Trost in der Tatsache, dass er allein Rikis wahres, ungesichertes Gesicht kannte das in so viele Schichten von heftigem, kugelsicheren Stolz gewickelt war.

Mehr.

Es war nie genug.

Will mich mehr! Begehre mich mehr!

Guy war nicht so blind das er in diesem überwältigenden Gefühl der Verbundenheit sich verloren hätte. In Guardian war die Unannehmlichkeit der Aufgabe zum Trotz. Er musste seinen Weg finden mit den Tiefen dieser Begierde zu leben.

Ohne ein Wort zu sagen legte Riki den Arm um Guys Nacken und küsste ihn, lies es scheinen als würde er Guy entgegenkommen. Den Winkel ihrer Münder ändernd, wie zwei Liebhaber die auf Zehenspitzen standen, verwickelt in ihre tiefen Küsse, die Position ihrer Körper verändernd, ihre Zungen verwindend. Als wolle er Guys Gedanken und Sorgen einfach nur auslöschen.

Oder besser gesagt, als wolle er gründlich sich selbst von den letzten Spuren der Präsenz befreien die nicht Guy war und sich um den Kern seines Wesens gewickelt hatte.

Und wieder gingen zwei Wochen ins Land. Riki konnte noch immer nicht das Fieber überwinden das in seinen Eingeweiden herrschte. Die vergeudeten Stunden brannten noch immer in ihm und er füllte die leeren Flecken darin mit Fastfood.

„Yo. Riki. Bist du allein? Das sieht man nicht oft.“ brülle Zach Raybourn ihm entgegen. Zach vertickte die Plastikkarten die Riki und seine Freunde in Midas stohlen. „Hab dich ne Weile nicht hier gesehen. Was geht ab?“

Das war die Art wie Zach normalerweise Hallo sagte, und er meinte es nicht böse. Riki zog die Augenbrauen zusammen.

Wenn er das tat dann schluckten einige Nebenstehende meistens und senkten den Blick. Zach interessierte das nicht. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich, seine muskulöse Körpermasse vorgebeugt und gedrungen. „Hey Riki. Hast du je darüber nachgedacht als Kurier zu arbeiten?“, fragte er direkt auf den Punkt kommend.

„Ein Kurier?“ Riki kniff die Augen zusammen und sah ihn lange an. Er hatte seinen Mund mit einem „fin“ - einem dünnen, mit Schmalz und rekonstruiertem Fleischprodukt belegte Brotscheibe- gefüllt. Er hatte lange genug aufgehört zu kauen um die kurze Antwort zu geben doch keine weiteren Anzeichen gemacht. „Du bist ne Latte. Wann bist du denn in den Jobmarkt eingetreten?“

Auf den beleidigenden Unterton in Rikis Stimme reagierend hatten die Kerle hinter Zack (die jedem in der Umgebung böse Blicke zuwarfen) ihre Augen auf ihn gerichtet. Doch weder Riki noch Zach schienen davon besorgt zu sein.

Zacks braune Haut und streng zurückgekämmten weißen Haare zeigten seine gepiercten Ohren und machten klar das er kein Bewohner der Slums war.

Neben den Touristen die Midas besuchten gab es auch noch diejenigen die, aus welchem Grund auch immer, sich unterhalb der Einwanderergesetze bewegten. Diese „Flüchtlinge“ die ihre Visa überzogen und nicht nach Hause zurückkehren konnten wenn sie es denn versuchen würden waren bekannt als „Senker“. Aber für Zach waren diese Leute nicht verdammt zu Gewalt oder Verzweiflung oder Elend oder Scheitern.

Niemand wusste warum dieser Fremde aus unbekannter Gegend sich so lange in den Slums herumtrieb.

Aber selbst wenn er mit den Slum-Mongrels zu tun hatte – den „Parasiten“ die sich aus dem „Mülleimern von Midas ernährten“ - war er immer auf Augenhöhe mit ihnen. Ein Geschäftsmann durch und durch, behandelte er jeden gleich. Seine ungewöhnliche Natur war seine Visitenkarte. Auf dem ein oder anderen Weg wusste jeder in den Slums wer er war.

„Nicht das nach dem es klingt.“ Er schluckte den Rest des nach Gift aussehenden Bieres runter. „Tatsache ist das ein Bekannter von mir mich darum bittete herumzufragen.“ Zach senkte die Stimme zu einem leisen Flüstern. „Sieht so aus als hätte der Typ der für ihn gearbeitet hätte Mist gebaut und er würde ne Weile nicht auf ihn bauen können. Also sucht er einen Ersatz.“

„Huh. Von welcher Art Risikofaktor reden wir?“

„Ich kenne nicht die Einzelheiten des Jobs. Aber da ich weiß das er nicht nach einem einfachen Laufburschen sucht denke ich das es so gefährlich sein wird wie du von einem solchen Job erwarten kannst. Was auch immer es sein mag, die Bezahlung ist gut.“

„Das es egal ist ob es ein Slum-Mongrel ist der den Job macht klingt für mich sehr verdächtig.“

Ceres war auf keiner offiziellen Landkarte von Midas verzeichnet. Aber ein offenes Geheimnis, denn selbst die Besucher in Midas ohne die geringsten Vorkenntnisse der Slums wussten das es diese „Rote Zone“ geben musste die sie nie betreten sollten.

Das war die Realität die die Bewohner von Ceres gegenüber der Außenwelt repräsentierten. Midas erkannte das nicht, die Existenz der Menschenrechte innerhalb Ceres genausowenig. Die kurze sogenannte „Hochzeit“ mit dem Commonwealth der die Unabhängigkeit von Ceres gefolgt war war nun gestorben.

Tanagura war die „Metallene Stadt“ im erneuterten Sternensystem, saß dort in den Schatten der Lichter Midas. Die Commonwealth Menschenrechte der NGOs und Lobbys waren von seiner Anwesenheit eingeschüchtert, und nur zu willens die Probleme von Ceres zu übersehen.

Aller Defizite in den Ressourcen zum trotz war niemand geneigt eine helfende Hand den unangenehmen Bastarden zu leihen die die problembehafteten Slums bewohnten.Die Slums wurden innerhalb der erstickenden Box gehalten, nach Atem ringend.

Aber Zach verspottete was in der Welt als „gesunder Menschenverstand“ bekannt war. „Wie ist das sehe, erweist du dich als nützlich und niemand wird sich darum scheren woher du kommst.“ Und weiter: Das heißt nicht das ich bereit bin jeden alten Sack unter Vertrag zu nehmen. Die Entscheidung wen ich nehmen will wurde mir überlassen also steht hier mein eigener Ruf auf dem Spiel.

Eingeschlossen in diese schmeichelhafte Nachricht war die Aussage: Das ist der Grund warum ich dich gewählt habe. Diese Nachricht reizte Rikis Stolz. Vermutlich war der einzige Grund warum es ihm nicht verdächtig vorkam war die Stärke von Zachs Charakter.

„Was sagst du Riki? Ein unverbindliches Treffen kann nicht schaden. Wenn dir dann nicht gefällt was du hörst kannst du jederzeit ablehnen.“

Hätte Zach vermutlich nicht schon immer Riki wie einen Gleichberechtigten behandelt wäre er etwas direkter und sturer gewesen in seiner Art. In diesem Punkt hatte Zack definitiv einen Ruf erreicht in Rikis begleitenden Slum-Mongrels die ihn als menschlich auswiesen. Zach hatte nie versucht ihnen etwas einfach aufzuzwingen.

Ein Kurier. Riki mochte den Klang der Worte. Es war unnötig zu sagen das wenn Guy dagewesen wäre er nach den Haken gesucht hätte, und vermutlich versucht hätte es Riki auszureden. Dennoch, ein uncharakteristischer Fall von Neugier – mehr noch als die unsichtbare immer anwesende Aphatie die die Slums füllte – überkam und gewann schließlich.

„Okay. Wann und wo soll das Ding steigen?“

Zehn Minuten nach drei am Nachmittag, Midas Standard Zeit. Flare (Area 2) Auch wenn der Sonnenuntergang noch eine Weile hin war, so hatte der Strom der Menschenmassen die durch die Häusergassen und Hochklassigen Boutiquen und Restaurants flanierten nicht nachgelassen.

Automatische „Kapselautos“ die von den Touristen genutzt wurden fuhren die Straßen rauf und runter. Die beleuchteten Gehwege stachen unter dem blauen Himmel heraus, schimmernde Farben soweit das Auge sehen konnte.

Seit dem Tag hatte Riki sich von Streifzügen zurückgezogen. Aber für ihn der sich selten in den Midas Vergnügungsvierteln aufhielt, war die Aussicht auf die Doppelringe von Midas nicht der faszinierende Anblick den er erwartet hatte. Eher war die zur Schau gestellte Großartigkeit im hellen Licht des Tages etwas von dem er nicht die Augen abwenden konnte.

Es ist nichts anderes als eine Lass-sie-glauben-Welt.

Wenn Ceres ein steifer, erstickender Abfallhaufen war dann war die Nacht in den hochbesuchten Midas Vergnügungsvierteln ein bodenloser, schwirrender Sumpf von Erwartungen und Verlangen. Ob man nun die Mongrels (die mehr Freiheit genossen als sie damit etwas anfangen konnten) oder die Bewohner von Midas (die hinter ungesehenen Glaswänden ihrer unsichtbaren Käfige wohnten) fragte wer mehr Frieden genoss würde die Antwort sehr lange dauern.

Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt.

Solche Sprüche von der Ceres Unabhängigkeitsbewegung, lang vergangene Geschichte, war schon lang von den Gedächtnissen verschwunden. Aber Riki glaubte noch immer daran das er die Möglichkeit nutzen musste die so unerwartet in seinen Schoß gefallen war. Egal wie schwer die Realität auf den Schultern eines Mannes lastete, wenn er nur die kleinste Chance hatte auf einen Ausweg, konnte er sein Schicksal ändern.

Das war die Wahrheit die Riki kannte. Die selbe wie er gelitten hatte hinter den Glassgittern von Guardian – einem Gefängnis getarnt als Spielplatz – und wo er den unverzichtbaren Guy kennengelernt hatte, den Fels in seiner Brandung.

Niemandes Zukunft ist in Stein gemeißelt.

Auch wenn das nur eine Art Lockmittel war, konnte er es doch irgendwie verwenden, um seinem Leben eine Wende zu geben. Mit einem bisschen Courage und ein bisschen Glück wusste Riki das er es schaffen konnte.

Wenn er sich nicht änderte, dann würde die Welt um ihn herum sich auch nicht ändern. Nichts würde passieren. Seine Zukunft lag in seiner Hand und er hatte das Gefühl das dieser Moment mehr war als nur ein einfacher Tagtraum.

Im Randbezirk der leuchtenden modernen Straßen lehnte Riki gegen die Wand einer alten Lagerhalle und studierte erneut die Karte in seiner Hand.

WED 15:30 MOGA-E- [R+B] 805 (#07291)

Dies waren die einzigen Buchstaben auf der Karte die Zach ihm gegeben hatte. Als sein Teil der Vereinbarung komplett war hatte Zach sich mit einem bedeutungschwangeren Grinsen verabschiedet und war gegangen. „Nun denn, viel Glück.“

Später hatte Riki einen näheren Blick auf die Karte geworfen und geschnalzt. Kein Problem mit der Zeit. Die Sache mit MOGA war sicherlich ein Bezirk oder Straßennahme. Oder vielleicht der Name eines Gebäudes.

Aber wo? Er hatte nicht die leiseste Idee.

Als Konsequenz hatte Riki den halben Tag damit verschwendet sich durch Karten von Midas zu klicken an einem alten Computer um die verschiedenen Bereuche zu finden. Und warum zur Hölle bin ich derjenige der das tut? Zeit und Aufwand in so eine unsichere Sache zu stecken war dumm und nervte ihn gewaltig.

Er hatte sogar tatsächliche in Betracht gezogen die Karte zu zerreißen und einfach wegzuwerfen. Aber halb aus reiner Sturheit heraus hatte er Zachs Gesicht vor Augen und während er sich das fluchende und frustrierte Gesicht vorstellte hatte er einfach weiterhin auf die Tasten eingeschlagen.

Er hatte keine Ahnung wer Zachs Klient war, aber er spürte die in unsichtbarer Tinte geschriebenen Buchstaben zwischen den schwarz gedruckten die auf der weißen Karte herausstachen: Uns interessiert nicht wer du bist oder woher du kommst, aber wir haben keine Verwendung für die Nutzlosen.

Vermutlich war es irgendein psychologischer Drang der in der Seele jedes Mongrel verankert war. Oder vielleicht auch einfach etwas das aus seiner Egogesteuerten Natur entstand. Was auch immer es war (scheißegal!) die unwidersprechliche Wahrheit war das er sich mit mehr Elan an die Sache geklemmt hatte als er es sonst tat.

Neben der Tatsache das es ein steinaltes Stück war, hatte Riki in seinem täglichen Leben nie wirklich mit einem Computer zu tun, also dauerte der ganze Prozess von Anfang an viel länger als nötig. Aber trotzdem hielt ihn die Faszination dieses einnehmende Puzzle zu lösen gefangen.

Komm schon, spuck es aus. Ich werde dieses Ding schon lösen.

Seit sie ihrer Rechte als Bewohner von Midas beraubt wurden, war es nur erwartet von den Bewohnern der ärmlichen Jauchegrube die Ceres war das sie als die niedrigsten aller betrachtet wurden, niedriger als Menschliche Vernunft und Intelligenz.

Auferlegt mit den Regeln jedem eine gleiche Ausbildung zukommen zu lassen, erhielten sie in Guardian eine Computerausbildung in den Basics. Ausgenommen der tatsache das sie, sobald sie aus diesem „Paradies“ in die raue Wirklichkeit der Slums, fanden sie schnell heraus das sie aus diesen Fähigkeiten nicht wirklich Profit schlagen konnten.

Es war keine Überraschung das außer einer Gruppe von kleinen Fanatikern solch eine Ausbildung für die breite Masse absolut nutzlos war. Im Übrigen zeigte auch das Zein Klassensystem in Midas im Bereich des Schulbesuches bemerkenswerte Unterschiede.

So instruiert mit dem Bewusstsein ihrer eigenen Klasse lebten sie glücklich mit dem Maß an Wissen das auf dem Niveau ihres eigenen Lebens war. Und so wurde auch eine beträchtliche Zahl an Analphabeten in ihren Reihen gefunden.

Trotzdem glaubten sie fest daran das es ihren Wert aufgrund des Besitzes ihrer Midas Aufenthaltskarten weit über den Wert der Bastarde aus den Slums erhöhte. Und selbst wenn sie mit dem Leben das sie bekommen hatten unzufrieden waren, erfreute sie die Existenz von Wesen unter ihrem Rang im Unterbewusstsein und lies sie diese Unzufriedenheit ertragen.

So wie auch die schreckliche Realität der Bevölkerungskontrolle in Midas.

Am Ende hatte Riki persönlich dies allgemeingültige Realität erfahren, dass ein nicht austrainierter Geist und Körper unweigerlich zu Grunde ging.

Und nun war er im Mogabezirk. Um ehrlich zu sein hatte er keinen positiven Beweis dafür das er wirklich richtig war. „Moga Ward, Ost 15-9-32, Roter Baron“ war nicht auf den offiziellen Straßenkarten der Touristen verzeichnet, doch sah es auf den ersten Blick aus wie ein kleines, nettes und sauberes „Geschäftshotel“.

Die Einrichtung, ein „Begleitservice“ verkaufte anscheinend „wunderschöne Träume“ (er hatte keine Ahnung welche Art von „Träumen) an Alt und Jung, Männer und Frauen zugleich. Wie schäbig ihm dieser Ort auch vorkommen mag war Riki schon lange über den Punkt hinaus das ihn sowas überraschen könnte. Er hatte genug Steine umgedreht und war über genug Probleme gegangen um diesen Ort der „R+B“ zu finden. 

Ob diese Suche belohnt werden würde oder nicht war eine andere Sache. Es gab viele dieser wenig bekannten Orte die nicht auf den Offiziellen Landkarten zu finden waren. Nicht zu erwähnen in dieser Gegend von Mitgliederspielzonen konnte er bei der Hardcoreklientel nicht erwarten das er einfach so durch die Vordertür treten konnte. Am Ende hatte Riki nichts davon.

Wenn er die Tageszeit in Betracht zog hatte er sich denken können das der Ort gerade nicht sonderlich viel Geschäft machen würde. Auf der anderen Seite musste es doch sicherlich einen anderen Weg geben als die Lobby. Obwohl niemand die Tür seit einer Weile durchschritten hatte-

Er kam rein ohne angesprochen zu werden und nahm unbewusst einen tiefen Atemzug der Erleichterung. Aufgeregt machte er sich direkt auf den Weg zum Aufzug und begab sich zu Raum 805.

Er erreichte die Tür, sein Gesicht starr und still. Er tippte den Schlüsselcode ein - „07291“ - und wartete. Ein grünes Licht blinkte und zeigte an das die Tür geöffnet war. Riki schluckte schwer. Dieser Moment waren die Früchte seiner halbtägigen Arbeit am Computer. Ob nun zum besseren oder schlechteren, es war eine Möglichkeit seinem Leben eine Wendung zu geben. Uncharakteristischer Weise zitterten seine Finger etwas als er den Türknauf umschloss.

Der sterile, zweckmäßige Raum erinnerte ihn an ein Büro. Wer ihn in diesem Raum erwartete, abgesehen von einem Bürostuhl und einem Schreibtisch war ein Mann ungewissen Alters mit einem auffallenden, wenn auch androgynen Auftreten. Wenn es nicht die brutale Narbe auf seiner linken Wange gäbe dann würde er sicherlich auch in eines der hochklassigen Einrichtungen von Midas passen.

Wieauchimmer dies war kein normaler Kerl. Er sah Riki mit ruhigen, grauen Augen an. „Du bist pünktlich. Das ist gut. Ersten Test bestanden.“ Nicht eine Spur von Freundlichkeit war in seiner Stimme zu hören.

Es war also so wie Riki es gedacht hatte. Den Hinweisen auf der Karte folgend die er von Zach bekommen hatte zur Tür diesen Raumes war die erste Hürde gewesen die er hatte nehmen müssen um ein Kurier zu werden.

Der Mann sah Riki mit dem gleichen Pokerface an, bot ihm jedoch keinen Platz auf dem Sofa an.

"Name?"

"Riki."

"Alter?"

„Fast sechzehn,“ antwortete er wahrheitsgemäß, und fragte sich gleichzeitig ob er da nicht doch lieber die Zahl etwas erhöht hätte. Aber der Mann schien sich nicht um sein Alter zu kümmern.

„Wurde dir gesagt um was genau es bei dem Job geht?“

„Absolut nicht. Zach sagte nur das alles geklärt werden würde je nachdem ob ich den Job annehmen würde oder nicht.“

Riki vermutete das er genau jetzt eine fünfzig-fünfzig Chance hatte. Aber er wollte sich nicht darauf einlassen. Er wollte diesen Job so sehr das er es schmecken konnte. Irgendwie schien die eisige Atmosphöre die den Mann umgab - Riki so bekannt vorkommend – diese Idee noch mehr zu hassen das er so scharf darauf war.

Als wenn er direkt durch Riki hindurchsehen könnte erklärte der Mann die Konditionen: „Ich brauche kein Kind das Botengänge für Taschengeld erledigt oder ein kleines Früchtchen das sich durch Taschen wühlt für Kleingeld. Du bist meine Arme und Beine. Du bringst die Ware an den vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit, ohne Fragen zu stellen. Du brauchst dazu nicht mehr als die normale Masse an Verstand oder Mut. Und ich brauche niemanden der kontinuierlich an der Leine zerrt und sich nicht zusammenreißt wenn er es muss. Klingt das nach etwas das du hinkriegen könntest?“

Das sagte er ohne eine Regung von Emotion im Gesicht.

Der Grund warum Riki nicht mit unnötigen Entgegnungen oder Ablehnung reagierte war, wie bei Zach, das der Mann sich anscheinend nicht darum scherte das er ein Mongrel war. Weit davon entfernt aus Großzügigkeit zu handeln erkannte Riki sofort das er ein reiner leistungsbezogener Mensch war. Er suchte nicht nach dem Besonderen im Blut, sondern nur darin ob er den Job konnte oder nicht. Und wenn Riki das konnte, dann würde er das nicht in Frage stellen.

Der unbewegliche narbengesichtige Mann sonderte schon jetzt eine Aura ab die ihn erschaudern lies. Aber für einen Slum-Mongrel der seine Stunden und Tage damit verbrachte sich zu langweilen, ohne die Chance seine Träume zu formen, würde diese Chance sicher nicht vergehen lassen welche sich ihm wie ein Vier-Gänge-Menü unter die Nase schob.

Darauf wartend das das Leben an seiner Türschwelle erschien versicherte ihm nur das nichts passieren würde. Riki antwortete. „Gib mir eine Chance.“

„Bedenke das es sich hierbei um einen bindenden Vertrag handelt.“ Der Mann zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. „Ich bin Katze.“ Er zog eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche und legte sie auf den Tisch, deutete Riki mit den Augen an das er sie nehmen sollte.

Als Riki sie ungeschickt hochhob und mit neugierigen Augen betrachtete murmelte der Mann, „Gut das diese hier keine Zeitverschwendung war.“ Und das erste Mal wanderten seine Mundwinkel ein Stück nach oben.

Diese Begegnung zwischen Riki und Katze, dem berüchtigten Schwarzmarkthändler, könnte man schicksalhaft nennen.

Katze war ein schlauer, stiller, schmalgesichtiger, manierlicher Mann dessen äußere Erscheinung nicht im Geringsten seinem Charakter entsprach. Auch wenn er nicht wirklich ein Menschenfeind war interessierte er sich wenig für die die nicht in seinem engeren Geschäftsumfeld waren.

Das war keine Fassade, sondern der Weg wie Katze sein Leben lebte. So und nicht anders fühlte Riki ein gewisses Band mit diesem Mann und es hinterlies irritierende Gefühle. Katze kümmerte sich nicht wirklich um Rikis Privatleben und teilte im Austausch dazu auch nur die minimalsten Informationen über sich selbst. Wenn du auf dem Schwarzen Markt lebst, dann gibt es in der Vergangenheit keinen Profit schien sein Motto zu sein.

Dennoch, die plastische Chirugie in den heutigen tage würde sehr einfach die Narbe auf seiner Wange verschwinden lassen. Riki vermutete das das verbleiben dieser als eine Art Warnung dienen sollte.Er verdiente nicht sein Geld mit seinem Gesicht. Dieses Zeichen allein zeigte das er ein Mann war der tat was er tun musste.

Verlangen erwuchs in Riki welches ihn fast verlassen hatte als er in der Enge der Slums gefangen war. Eines Tages, ganz sicher-

Er wusste das der Tag an dem seine Träume nicht länger unerfüllt blieben kommen würde. Er wusste nichts über Katze aber es interessierte ihn auch nicht. Er war nicht hier um Frende zu machen. Er war nicht hergekommen um irgendeine Art von Beziehung zu knüpfen. Für Katze war er einfach nur ein Maulwurf unter fielen, niemand brauchte ihm das zu sagen. Er verstand das auch so gut genug.

Katze hingegen, war der einzige der seine Gedanken für sich behielt. Ob es nun gut oder schlecht war, in jedem Alter und jeder Art wollte jeder dem Neuen Riki mehr als nur eine helfende Hand reichen, und Riki fragte sich langsam wo die alle herkamen.

Und es wäre auch kein Problem gewesen wenn Riki die Art von einnehmendem Wesen besessen hätte die mit einem einfachen, diplomatischen Lächeln alle Probleme lösen könnte. Aber natürlich, war Riki niemand anderes als Riki.

Er hatte nie um diesen schlechten Ruf gebeten. Er hatte sich an die komischen Blicke in seine Richtung gewöhnt und selbst wenn er sie nicht bewusst ignorierte, für die meiste Zeit fielen sie doch in seinen Augenwinkeln auf.

Wie auch immer, seine Erfahrungen bis zum heutigen Tage hatten ihm gezeigt das seine Existenz für eine bestimmte Gruppe von Männern (auch wenn er noch nicht ganz herausgefunden hatte welche Bedingungen erfüllt sein mussten) so stimulierend wirkte ads sie ihn einfach nicht in Ruhe lassen konnten.

Neben dieser Erkenntnis würde er sich jedoch nicht zurückhalten und dem Ärger aus dem Weg gehen bevor er began. Er wusste zu gut wie diese Versuche enden würden. Zuallererst war es schonmal ein Ärgernis darüber nachzudenken was noch nichtmal geschehen war und Riki war nicht neugierig genug um sich um die Probleme anderer zu kümmern.

Aber vermutlich kannte niemand einen Dieb so gut wie ein anderer Dieb, wurde über Riki gesprochen ohne das er diese Tatsache irgendwie umgehen konnte. Die deren Meinung sich auf dem Standpunkt änderte und die die immer nur mit der Masse mitschwammen – seine Haltung ihnen gegenüber änderte sich nicht. Eine einfache Reflektion seiner sturen Nature vermutlich. Es war alles immer das gleiche für ihn.

Die Kuriere waren unterteilt in zwei Abteilungen: Uniformierte die sich Megisto nannten und die ausführende Gruppe genannt Athos. Generell gesagt hatten die Megisto absoluten Missfallen an Riki entwickelt während die Athos sich nicht wirklich um etwas anderes kümmerten.

Nichtsdestotrotz, als Bewohner von Ceres das aus den offiziellen Landkarten Midas gelöscht worden war, hatte dieser Slummongrel sowas wie Geschichte geschrieben. Oder vielleicht hatten sie auch nur einfach in diesem Teenagerpunk sowas wie einen Gefährten erkannt?

Wo immer er hinsah, wann immer er sich umdrehte, sie waren da, mit ihren beobachtenden Blicken, den Kämpfen, den Obszönitäten versteck unter dem Mantel des Humors. Es war nichts ungewöhnliches an ihm.

Und er hatte eine Ahnung. Biografie war ein Bootsanker wenn man auf den dunklen Wassern des Schwarzmarktes schipperte. Nun, so hart er es auch versuchte, konnte er nicht die Tentakeln der Vergangenheit abschütteln: die wahrgenommenen Kränkungen, die viszeralen Ekel, die irrationalen Vorurteilen. 

Er war vertraut genug mit dieser Sache seit dem Tag an dem er geboren worden war, aber heutzutage hatte er einfach nicht die Zeit wegen jeder Sache überzureagieren, sich an jeder Kleinigkeit abzureagieren.

Der niedere Mann am Totempfahl. Wie die Redewendung suggerierte gab es Berge von ungesehenen, ungetanen Dingen die ein frischer Kurier noch nicht kannte. Zur selben Zeit diesen eiskalten, kleinen Bengel – ohne den Hauch seines jugendlichen Charms – in ihrer harten Schule aufzunehmen war sowas wie ein Vorrecht für die Seniors.

Riki wie er war hielt sich zurück bis er schlussendlich explodierte. Und als der Kampf begann beobachteten die Nebenstehenden mit einem breiten Grinsen auf ihrem Gesicht mit dem Wissen: es ist nichts besonderes an einem „Slummongrel“. Eher war es Riki selbst -mit einem Blick voll Arroganz – der zeigte das er eine besondere Rasse war.

Katze war nicht überrascht das Riki sich rücksichtslos auch gegen Kerle stellte die seiner Gewichtsklasse weit überlegen waren. Er kannte die Tricks und Kniffe des Straßenkampfes und war nicht sonderlich beeindruckt von Rikis unerwarteter Stärke. Noch konnte er Riki dafür verurteilen seine harten Schläge direkt unter die Gürtellinie zu setzen.

In seiner unleidenschaftlichen Stimmlage sagte Katze, als wäre es etwas das er schon lange gedacht hatte „Also ist der Boss von Bison mehr als nur ein Papiertiger.“

Niemals gedacht habend das der Name Bison hier einen Wert hätte wischte Riki sich das Blut von den Lippen und starrte Katze an. „In einem Kampf gewinnt der Stärkste und der Stärkste ist der den Kampf gewinnt. Wenn dein Leben auf dem Spiel steht dann interessiert es niemanden ob das Geld dreckig oder sauber ist.“

„Gut gesagt. Diese Gruppe dachte sie hätten keine Probleme damit einem Frischling halbsogroß wie sie zu zeigen wo es lang geht.“

Deren Idee mag gewesen sein dem Frischling zu zeigen wo es lang geht, aber es stellte sich heraus das der Frischling sehr genau wusste wie man anderen in den Hintern tritt. Aber statt ihn in die Schranken zu weisen hatte Riki den Spieß umgedreht, und es würde eine lange Zeit dauern bis sie über diese Niederlage hinwegkämen.

Muskeln die an einer Trainingsmaschine in einem Fitnessstudio aufgebaut wurden waren nur dazu da um anzugeben, kein Vergleich zu einem vom Kampf gestählten Körper.

„Sie haben sich vom Auftreten in Unterschätzung täuschen lassen und sich nun auf dem Boden wiedergefunden. Sie haben ohne Zweifel eine wichtige Lektion gelernt.“

Sie brauchten dies nicht von Katze zu hören. Wenn jemand die schmerzhafte Wahrheit gelernt hatte das man Riki nicht als „kleines Kind“ abtun konnte, dann waren es diejenigen die sich die Hände an diesem heißen Eisen verbrannt hatten.

„Selbst wenn, nimm nicht jeden den du triffst als weiteren bösen Hund an der die Zähne zeigt,“ murmelte Katze leise, seine Worte eine tiefere, dunklere Wahrheit versteckend.

Auge für Auge, bis zum Fleisch und Knochen – das war das eiserne Gesetz der Slums.

Nur weil er in einer anderen Gegend aufgewachsen war hieß das nicht das er alles auf ihre Art machen musste. Ob er die Waffe die ihm vor die Füße geworfen wurde annahm oder nicht lag an seiner Stimmung an dem Tag, aber er setzte immer wieder das Ergebnis auf seine Seite und in einer absoluten Sicherheit. Das war sein Grundsatz.

„Dich interessiert es wirklich nicht wenn sie dich Abschaum das aus den Abfallbehältern der Slums kroch nennen?“

Nein es war nicht das er Abschaum aus Abfallbehältern genannt wurde was ihm auf die Nerven ging. Es war deren verdammte Art, deren Verhalten, vergiftet und gewürgt vom klammernden Griff an Vorurteilen. Aber das zu sagen würde nichts ändern. Umso besser wenn ihre Ausbildung eine gründliche wäre. Bring ihnen bei zuerst zu denken bevor sie sprechen. Mach Schmerz zu ihrem Lehrer und sie werden es nicht vergessen.

Diese Gedanken in seinem Kopf starrte Riki Katze an. Katze antwortete mit einem schiefen Grinsen. „Das ist ein verdammt beängstigender Blick den du da hast.“ Er zündete sich eine Zigarette an. „Vorurteile sind nicht etwas das sich leicht verändern lässt. Es gibt kein Ende an Arschlöchern die die feinsten Worte weben mit ihrem Herzen etwas anderes sprechen, und es wird sich noch Generationen so hinziehen.“

Er kam direkt auf den Punkt als er nebenbei die Zigarette wegschnippte. „Das ist der Grund warum die Bastarde aus Ceres nichts als talentloser Abschaum ist, in ihrer Verderbtheit zermürbt. Das ist so ohne das man es aussprechen muss. Also gewöhne dich an den Markt. Er ist eine harte Geliebte den nur die Furchtlosen überleben.“

Er sah in reiner Ernsthaftigkeit in Rikis schwarze Augen. „Halte deine Ohren offen. Senke nicht den Blick egal was passieren wird. Und halte den Mund geschlossen. Das ist es wie du in dieser Welt überlebst. Verstanden?“

Das war Katze wie er erklärte wie er sein Leben bisher gelebt hatte und für einen langen Moment konnte Riki nicht den Blick von Katze abwenden.

Kurze Zeit später war er erstaunt als er über Gerüchte stolperte das Katze ebenfalls ein Student der selb en Slums wäre wie er. Wirklich? Die Information gab ihm einen Schock wie er ihn seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte, erschütterte ihn wie ein Schlag auf den Hinterkopf.

Riki glaubte das das zur Schau stellen der schrecklichen Narbe auf seiner Wange Katzes Art war zu sagen: Das ist es was es bedeutet seinen Weg aus den Slums zu schaffen. Hast du das gleiche um es ebenfalls zu schaffen?

„Ja ich hab was es braucht,“ flüsterte Riki in seinem Herzen. Wenn dies der einzige Weg war aus den Slums zu entkommen, dann war er nicht bereit sich diese hart erkämpfte Chance entgehen zu klassen und zu verschwenden.

Der Kampf um Territorium in den Slums begann erneut. Das war keine Rettungsaktion um seine aufgestaute Energie loszuwerden, aber ein Weg um den Rost aus seinen Knochen und Gedanken fernzuhalten. Er kannte die Konsequenz dessen nur all zu gut. Er war definitiv dabei seinen Weg nach oben zu arbeiten, versprach sich Riki selbst, sein zukünftiges Ich im klaren Blick.

„Ich brauche keinen Laufburschen. Ich brauche jemanden der als meine Arme und Beine agiert und der die Ware dorthin bringen kann wo sie hin soll.“

Dennoch war es nur natürlich das ein Neueinsteiger wie Riki als Laufbursche anfangen würde. Während dieser Zeit bewies er schnell das er aufmerksam, hingebungsvoll und nie unzuverlässig war – eine wahre Bereicherung für das Team. Er bekam somit kontinuierlich wichtigere Aufgaben.

Auch wenn er in den selben Slums aufgewachsen war lies ihm Katze keine besondere Aufmerksamkeit zuteil werden, und Riki verlangte auch keine. Jeder wusste das Katze nicht die Art Mensch war Privates und Arbeit zu vermischen.

Weit davon entfernt. Seinen eigenen Weg gehend und den Status eines Maklers auf dem Schwarzmarkt erreicht zu haben bedeutete das Katze nur noch härter mit Riki arbeiten würde, der aus dem selben Umfeld kam. Oder so sollte man denken. Dennoch erreichte Riki die Zielmarken ohne ein Wort der Beschwerde.

Und als er das tat wurde der Job immer interessanter. Riki lernte die Tiefen des Schwarzmarktes kennen, erlernte sie schnell und einfach. Er begann sich als „Riki der Dunkle“ einen Namen zu machen.