Chapter 7

Riki hatte keine Ahnung wo er war.

Außer das er sich in einem fensterlosen Raum, umgeben von elfenbeinfarbenen Wänden befand. Ein einfaches Bett. Ein Stuhl und ein Tisch. Nichts weitere. Die eine Tür, der einzige Weg nach draußen, war von außen abgeschlossen.

Er klopfte an die Tür. Trat dagegen. Sie bewegte sich nicht.

Der Raum war eine saubere und ordentliche Gefängniszelle. Offensichtlich war er hierher verschleppt worden aus dem Ort der ihn an den tiefen, blauen Ozean erinnert hatte. Das letzte woran er sich erinnern konnte war den Schlag den er gegen Iason gesetzt hatte. Und das obwohl er wusste das es eine dumme Idee gewesen war.

Iason hatte ihm als Antwort einen harten Schlag in den Magen verpasst, und ihm war schwarz vor Augen geworden.

Als er zu sich gekommen war, lag er auf dem zuvor erwähnten Bett, ziemlich erschlagen. Seine Taschen waren geleert worden, inklusive Bargeld, der ID-Karte die Katze ihm gegeben hatte und die Münzen an seinem Schlüsselbund. Selbst das Taschenmesser das er in seinen Stiefeln versteckt hatte war ihm genommen worden.

All seiner Besitztümer beraubt und in diese Zelle geworfen worden, war Riki nicht wirklich in Stimmung sich zu beruhigen. Weit davon entfernt. Seine Gedanken kreisten. Was zum Teufel dachte sich dieses Arschloch? Was genau plante er zu tun, ihn einfach so ohne ein Wort einzusperren?

Riki wusste das er sich eher um andere Sachen gedanken machen sollte, aber um damit anzufangen, wusste er nicht einmal was es für andere Dinge waren die auf dieser Liste stehen sollten.

Scheiße

Zähneknirschend trat Riki mit aller Kraft gegen den Stuhl und sorgte dafür das er durch den Raum flog.

 

Sasan (Area 8). Das Turmgebäude Nummer Drei. Die geheime Auktion war ohne irgendwelche Probleme zuende gegangen und in einem Stil der einem König gebührte. Iason Mink sonnte sich nicht im Nachschein, sondern entspannte sich in seiner natürlichen Anmut und Autorität in seinem Penthausbüro.

Er lehnte sich zurück, ohne wirklich in dem Sofa zu versinken und überschlug die beine, sein Blick auf das Display an der Wand gerichtet. Auf dem Display war eine Übertragung von Riki, die Lippen in sichtbarer Verwirrung zusammenkneifend. Iason benutzte eine Taste auf der Fernbedienung und eine Nahaufname von Rikis Gesicht erfüllte den Bildschirm.

Trotz seiner ungekämmten, ungeschnittenen Art glitzerten seine schwarzen Haare sanft. Seine Strähnen konnten die Obsiden seiner Augen nicht verbergen. Sein schwarzer Humor stand ihm in den Augen geschrieben, zusammen mit seiner rauen und vulgären Ausdrucksweise.

Iason stellte sich fast schon das Geräusch des Zähneknirschens vor das die dünne, grimmige Linie seiner Lippen verlies. Da vor ihm war eine kleine Straßenkatze. Keine Manieren, keine Klasse, und nicht ein Quäntschen an Disziplin und Kontrolle. Unabhängig davon leuchtete das Leben dieser ungebändigten, unzivilisierten „edlen Wildheit“ in einer unvergleichlichen Helligkeit.

Als sie sich damals unter den Neonlichtern der Doppelringe von Midas getroffen hatten war er nichts anderes gewesen als ein stolzes, ignorantes, stures kleines Kind der seine unkontrollierten Emotionen nicht ablassen konnte. Er hatte keine Ahnung gehabt wie er sich bei anderen integrieren konnte. Keine Sozialkompetenz außer dem Zähne zeigen und knurren wie ein Hund.

Ein Slummongrel.

Seine Entscheidung damals ein Auge zuzudrücken und ihn nicht der Polizei auszuhändigen war aus einer puren Laune heraus gewesen. Aber ihn zu einem Ort zu begleiten dessen Zweck schon auf dem ersten Blick erkennbar war, und dann nach dem Verlangen zu handeln den Jungen etwas zu erniedrigen – natürlich nicht ohne ihn zuvor in einen Zustand der Erregung zu versetzen den er nie zuvor erlebt hatte, natürlich – war nichts weiter gewesen als der Laune zu folgen und der Natur ihren Lauf zu lassen.

Das Kind war das Gegenteil für das reine einfach Gegenteil sein, und ohne Strategie oder Vorsehung in seinen Gedanken und mit soviel Stolz in seinem Auftreten konnte er sich nicht dazu durchringen den Blick zu senken vor einem Mann den er als Blondie erkannt haben musste.

Also hatte Iason ihn benutzt und fallengelassen. Ihm eine Aurora Münze zuwerfend als er gegangen war nichts weiter als eine weitere Momentspontanität gewesen. So unterhaltsam Ablenkungen auch war, dieser hatte mehr Fleisch auf den Knochen als die meisten, aber am Ende war er doch nur eine Ablenkung. Als „Wechselgeld“ für das Schweigegelübte das ihm abverlangt worden war schien ihm die Petwährung als gerade gut genug.

Petwährung bestand aus Metallmünzen die auf dem öffentlichen Markt wertlos waren, aber eine Auroramünze war weit aus wertvoller als jedes normale Geld. Nur eine Auroramünze könnte in mehr Geld getauscht werden als das Kind jemals mit seinen gestohlenen Karten verdient hatte.

Iason war neugierig ob der kleine Slummongrel wahren Wert zu schätzen wissen würde wenn er in dessen Hände fiel. So bat er Katze darum die Augen offen zu halten und ihm Bescheid zu sagen sobald eine solche Münze in den Slums auftauchen würde.

Er hatte mit ein paar tagen gerechnet. Aber die Zeit dauerte länger und länger, Iason war enttäuscht und um so mehr interessiert daran zu erfahren warum sein ihm unbekannter Slummongrel seinen Preis noch nicht eingelöst hatte.

Zur selben Zeit fragte er sich auch was aus dem Punk geworden war nachdem Iason seinen Stolz in den Dreck gezogen hatte?

Im Zusammenhang mit der Münze folge Katze seinen Anweisungen ohne ein Wort der Nachfrage. Zur selben Zeit zeigte er dennoch seine Unzufriedenheit mit Iasons Interesse an einem Mitbewohner aus den Slums und besonders jemandem der noch so grün hinter den Ohren war wie dieser.

Natürlich, welche Argumente Katze auch immer haben mochte, war Iason nicht bereit auch nur nachzugeben. Entweder das Kind würde sich als nützlich für ihn erweisen oder nicht das war nicht zur Diskussion soweit es Iason betraf. Es war einfach das Produkt reiner Neugier.

„Riki the Black“ huh? Wenn man diese Straßenkatze gut füttern würde dann würde sie sich vermutlich noch in einen Tiger entwickeln können.

In den letzten vergangenen Monaten hatte er eine ziemlich Wandlung durchgemacht. Diese Wandlungen waren nicht nur auf der Oberfläche, aber unmissverständliche eine Spiegelung der Balance zwischen Gut und Böse in seiner Persönlichkeit.

Aber es war noch nicht genug. Die Befriedigung seiner Neugier hatte vermutlich diese Gedanken geschürt.

Er nutzte erneut die Fernbedienung. Genau wie er es erwartet hatte trat Riki wie ein Teufel auf den Stuhl ein.

Iason schmunzelte etwas. Das ist ein Mongrel der dringend etwas Training benötigt.

„Iason-“ Eine Stimme hinter ihm riss ihn aus den Gedanken. „Bist du wirklich sicher was das angeht?“ Da stand Raoul Hamm, seine hübsches, ungezügeltes Gesicht zeigte ein besorgter Ausdruck für ein Mitglied der Tanagura Elite. „Du hast dieses Stück Rinnenabfall nicht wirklich angefasst oder? Ein männliches Wesen das nicht einmal stubenrein ist nach Eos zu bringen schreit förmlich nach Ärger.“

„Wahr, aber dieser ungebundener Stolz ist so etwas viel besseres als diese gehirnlosen Sexpuppen. Warum bist du denn so mürrisch? Er ist so vulgär und grob. Denkst du er ist das Training nicht wert? Es wäre doch spassig mal eine andere Art von Pet zur Abwechslung zu haben.“

„Welche Art Dinge du auswählst um sie aufzuziehen ist deine Sache, aber solch eine Kreatur in ein Pet zu verwandeln wird sich nicht gut auf den Namen Iason Mink auswirken.“

„Das sehe ich anders. I glaube daran das mit dem richtigen Trainig er sich in ein sehr interessantes Pet wandeln kann-“

„Wieviel Selbstbewusstsein du hast ist nebensache. Was wenn er nicht erzogen werden kann?“

„Wenn das so ist und wenn die Zeit kommt, können wir sein Gehirn immernoch manipulieren und ihn  in eine Sexpuppe umwandeln um ihn auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Lass bekannt werden das dieses Pet einmal das von Iason Mink war und das allein wird den Preis hochtreiben. Oder wie behalten ihn für unsere Gäste, bis er von allein zerfällt? Es wird sicher ein Dutzend anderer Wege geben wie wir ihn nutzen können.“

Mit dieser Ankündigung wandte Iason seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu.

Ein Slummongrel zu einem Pet machen.

Es war ihm nie in den Sinn gekommen das sein Plan, nicht mehr als ein einfacher Akt der Laune, seinen Stolz als Blondie bis ins Mark erschüttern könnte.