Chapter 3

 

Ceres. 4:30 am Abend.

Zu dieser Zeit des Jahres trieb der kalte Wind, der durch die Cuzco Avenue zog, kleine Nadeln in deiner Haut. Der Wind zog am Kragen des langen Wintermantel eines Mannes der durch die Gassen strich, eine Zigarette zwischen die Lippen geklemmt.

Er hatte nicht die typische Art eines Slumbewohners an sich. Wenn überhaupt hing ein Hauch von Einsamkeit und Druck auf den Schultern seiner schlanken Figur. Für die, die die schmuddelige, triste Atmosphäre gewohnt waren, war die Fremdheit des Mannes deutlich sichtbar.

Als ihr vorüberging, öffneten sich die Augen der Nebenstehenden etwas weiter bevor sie zu Seite sahen. Etwas an ihm war anders. Die Welt zu der er gehörte war nicht ihre eigenen. Unwillens hineingezogen zu werden, verließen sie die Szene soweit sie konnten… und, gemessen an seiner Art, interessierte es den Mann nicht.

Es gab einen Abschnitt in Ceres wo wiederholte Angriffe auf die Gebäude die Mauern beschädigt hatten, das metallene Gerüst sichtbar werden ließ. Mit nichts, um das Sonnenlicht zu blockieren war der Spitzname dieses Stadtteiles „Blue Chip“ ein Scherz. Aber obwohl die oberirdischen Strukturen in einem traurigen Zustand waren, sah es im unterirdischen Bereich anders aus. Als Ergebnis wurde es irgendwann zum Sammelpunkt und zur entmilitarisierten Zone für eine Reihe von Banden. Sogar Bandenmitglieder waren bereit zuzugeben, dass dauerhaftes Kämpfen mit der Zeit zu einer Belastung wurde. Sie brauchten eine Oase, in der sich entspannen und ihre Sicherheit fallen lassen konnten, oder angegriffen zu werden. Jedes Arschloch, welches dieser Regel nicht folgte, konnte sein Gesicht nicht wieder in den Slums zeigen.

Niemand hatte je geglaubt, dass diese Regel halten würde, aber Jahr nach Jahr hatte sich niemand getraut den ersten Schritt zu machen. Niemand wollte der erste sein der entehrt war, und somit war eine fragile Balance entstanden.

Nackt bis zur Hüfte hielten sich Junkies zwischen den Stahlstreben auf und dröhnten sich unter den Winterhimmel zu. Zu vertieft in ihr Vorspiel um sich darum zu kümmern wer zusah trieben es Liebende heiß und hart in den Zugangstunneln. Und irgendwo anders diskutierte eine Gruppe kurz vor dem Gewaltausbruch.

Das DMZ war auch bekannt als die „wasauchimmer“-Zone. Apathische Stadt. Jeder kam her um nach etwas zu suchen, aber niemand kümmerte sich darum was es war – solange niemand dafür umgebracht wurde.

Der Mann setzte seinen Weg fort und wurde dabei allein gelassen.

 

Der selbe Tag. Blue Chip unterirdisches Level drei. Soraya Bar. Anders als an anderen Tagen lag eine andere und erhitzte Luft im Raum. Das normalerweise vulgäre Gelächter und die harten Witze waren einer ungewöhnlichen Stille gewichen die gesammelten Augen fokussierten sich für einen langen Atemzug ist der Schweiß ausbrach.

Unter den Augen der Beobachter wurde das Spiel gespielt.

Jeder konnte es spielen – es war nur ein einfaches Kartenspiel wo der Sieg auf Intuition und Konzentration basierte. Aber es war nicht die Art von Spiel die in den Casinos von Midas gespielt wurde. Die Einsätze die auf dem Tisch lagen beinhalteten kein Geld oder Ehre, sondern Tugend. Die Mitspieler setzten mit jeder Runde ihren Körper ein.

Gigolo“. Und in der Mitte der Aufmerksamkeit der Soraya Bar, spielten Riki und Luke es.

Es war eine Art Sexspiel, das den Regeln einer Sexshow folgte. Die Spieler begannen mit einem Kuss um aufzuwärmen. Wenn er Einsatz stieg, so stiegen auch die Erwartungen. Der Verlierer war sofort zu erkennen. Die die die Karten hielten und auch die die zusahen spürten die Anspannung.

Wenn jemand zu diesem Spiel herausgefordert wurde, dann lehnte er selten ab, egal wie abstoßend das Gegenüber war. „Ich bin in der Stimmung mich mit dir zu vergnügen“, wurde das Spiel meist gestartet. „Wir spielen Gigolo“, wurde vor allen anderen bekannt gegeben, was es nur umso schwerer machte, abzulehnen. Jeder der ablehnte wurde nicht nur als Idiot bezeichnet – es würde auch das Gerücht rumgehen das er keinen hochkriegen würde, beides psychisch und physisch, und ein Mann der es nicht konnte der war kein Mann. In einer Gegend in der gleichgeschlechtliche Beziehungen normal waren, bedeutete das Stigma es nicht zu bringen das schlimmste schlechte Zeugnis in den Slums.

Diese spontanen Herausforderungen waren nichts weiter als einfache Sexspiele – und am Ende lachten alle über den Verlierer, aber sie wurden dennoch Ernst genommen und schärfte ihre Sinne. Das war die Theorie, aber wie bei jeder intimen Aktivität blieb das was dort geschah nie ganz auf diesem Level.

Luke hatte Riki schon lange mit verlangendem Blick ausgespäht. Oder hatte er nur einen Kampf beginnen wollen? Niemand war überrascht als Luke nach Riki mit „Gigolo“ verlangte. Auch war niemand überrascht, dass Luke einen Zeitpunkt gewählt hatte, wo Guy nicht anwesend war.

Riki war egal was andere von ihm dachten. Aber er wusste das er mit Luke ein für allemal Schluss machen musste.

Zwischen der Zeit in der er Bison verlassen hatte um sich seinen Aufstieg zu erarbeiten, und der Zeit nachdem er zurückgekommen war – mit drei unbekannten Jahren – hatte sich die Gegend, die Umstände und die Natur der Beziehungen sehr verändert.

Riki war in die Slums zurückgekehrt, obwohl er gewusst hatte, das man ihn verspotten würde. Aber entgegen seiner Erwartungen hatten die Geschäfte der Jeeks und die daraus resultierende Umwälzungen in seiner Umgebung ihn davor bewahrt die Schmach eines geschlagenen Hundes zu erleiden. Vielleicht war es nur ein Zufall oder doch Schicksal, das sich der Kreis zwangsläufig wieder geschlossen hatte. Aber das und sein erstes unwissentliches Aufeinandertreffen mit der Jeeks-Bande hatte, wenn auch widerwillig, die Wurzeln des Schicksals in Rikis Seele gedrängt.

Selbst nachdem Bison auseinandergebrochen war, lag ein Teil der Verantwortung für den Verlust ihrer langjährigen sicheren Zuflucht noch immer in Rikis Kopf. Jedoch geschah der Anschlag mit Tränengas auf das Hauptquartier der Jeeks ohne Rikis Wissen.

Und dennoch dachten alle, dass Bison zurückkehren würde.

Bison waren wieder da.

Riki würde dafür sorgen.

Aufgeregte Stimmen verbreiteten die Gerüchte. Von einem Ort zum anderen wurden sie mit jedem nacherzählen noch hitziger und verzerrter. Soweit die Gerichte ein Eigenleben hatten, konnte man nicht mehr davon ausgehen, dass sie den Willen und die Wünsche der betroffenen Parteien widerspiegelten. Wieder Riki nach der Rest von Bison wollten sich von all den Geklapper aufregen lassen, aber leider war der Ausstieg aus dem Gespräch nicht zu kontrollieren.

Dieser eine Vorfall hatte den Ruf der Mitglieder von Jeeks ruiniert und ihr Leben verschlechterte sich. Sie hatten ihr sicheres Haus verloren, wurden immer wilder und gingen gegen jeden an. Und das war nicht mein Problem für Region seine Leute. Die Probleme, die Jeeks verursachten, beeinträchtigten den Alltag in den Slums.

Die Abrechnung mit den Jeeks war die unvermeidliche Last, die Region sei Jungs übernommen hatten. In Erwartung der Schlacht hätten alle den Atem an. Mit all diese Aufmerksamkeit wuchs Bisons Ruf von Tag zu Tag, und seine Mitglieder wurden so ängstlich wie die Zuschauer.

Diese Punks mache mich wütend! Werden wir nun gegen sie kämpfen oder nicht?“

Was machen die Riki? Werden wir ihnen in den Arsch treten?“

Luke kniff die Augen zusammen. Seltsamerweise war Guy aufgedreht und redete viel. Norris verzog die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. Sid spuckte seinen Kaugummi aus. Und zuletzt...

Sie gehen unter“, erwiderte Riki schwerfällig. „Alle von ihnen. Wenn wir es tun, tun wir es groß. Wir müssen es ihnen mit Zinsen zurückzahlen.“

In diesem Moment war es, also alles in ihm lautlos explodierte. Neben ihm lächelten die anderen Bandenmitglieder einander an. Sie wollten etwas Action sehen.

Nachdem er sich einige Zeit lang hatte gehen lassen wahrlich eine andere Person geworden. Mit den Jeeks, die sie bei jeder Gelegenheit angriffen hatte Riki endlich die Geduld verloren und wie sich durch diese Laune anstacheln. Sie würden Jeeks zerstören. Mit dieser Lösung beschleunige sich das Gespräch schnell.

Bevor wir anfangen brauchen wir wissen.“

Dann werden wir in offensichtlich brauchen.“

Du meinst Jango? Gottes Sensenmann? Er wird uns nicht helfen.“

Wir brauchen ihn.“

Es viel zu teuer.“

Der Preis in davon ab, gegen wen er steht.“

Jango um ein gefährlicher Mann, genauso schlimm, wie die Gerüchte ihn machten. Riki war einmal Blockkamerad mit ihm gewesen, als Jango noch Robby genannt wurde. Er hatte noch immer Verbindungen zu ihm, aber Luke und die anderen lehnten es ab darauf hinzuweisen.

Die Jeeks schnell zu zerstören bedeutete, dies doch konnte Sensenmann zu tun und Robby noch einmal zu sehen. Aber aus welchem Grund auch immer zeigte Rikis Gesicht keine Emotionen.

Das Wissen um die Geschichte, die Riki und Robby im Guardian geteilt hatten, und die Wurzeln ihres gegenseitigen Antagonismus, trugen nicht zu Guys Seelenfrieden weil. Aber der Amoklauf der Jeeks war zu sehr zu einem Problem geworden. Ohne genaue Informationen konnten sie den entscheidenden Schlag nicht liefern. Und da er das wusste, sagte Guy nicht mehr als das, was gesagt werden musste.

Alles, was Guy zu diesem Zeitpunkt tun konnte, war Rikis Führung folgen. Dieses implizierte Verständnis war nicht einfach ein tief verwurzeltes Verhalten; es war in Guys stolz hineingewoben, wer er war und wer sie waren.

Riki und Guy betraten die Bar und machten sich auf den Weg in den hinteren Raum. Die erste Regel im Informationshandel war, dass Verhandlungen schlau geführt wurden und vor neugierigen Blicken verborgen blieben. Trotzdem war das Zimmer indem sie sich befanden besser eingerichtet als erwartet.

Robby lehnte mit ausgestreckten Beinen auf einem glänzenden schwarzen Sofa. Er sah Riki und Guy an und grinste. „Noch immer Paarung?“

Es gab Andeutungen in seiner Begrüßung und für Riki man sich schwer zu übersehen. Wenn es nicht nötig gewesen wäre – daran musste sich Riki ständig erinnern – dann hätte er nie zugestimmt, den man erneut zu treffen.

Was zwischen ihnen geschehen war, egal wie lange es her war, würde niemals vergessen werden.

Alles, was Guy über Robby wusste stammte aus den Erzählungen von Riki. Die beiden Männer hatten sich noch nie zuvor gesehen doch Riki spürte, dass die Funken flogen sobald sie Blicke gewechselten. Als er dies bemerkte, richtige Riki seine Aufmerksamkeit wieder darauf, dass nichts schief ging.

Es gab jedoch eine Unbekannte in der Gleichung. Robby war nicht allein. Er teilte das Sofa mit einem Kind mit feuerrotem Haar.

Wer zur Hölle war das?

Riki warf dem Rotschopf einen Blick zu und wandte sich dann ab.

Yo.“ Das Kind hob kurz die Hand zum Gruß und stand auf. Er trat zu einer Minibar an die Ecke, hob den Shaker an und benutzte ihn mit viel Geschick.
„Er heißt Thor.“ Robby senkte die Zigarette sagte jedoch nicht mehr.

Die Atmosphäre war angespannt und still. Beide Gruppen zeigten ihre Apathie als Zeichen des Mutes.

Thor kehrte mit zwei Gläsern in der Hand zurück. Diese stellte er schweigend vor Riki und Guy ab. Riki runzelte die Augenbrauen, unfähig den Sinn dieser abrupten kleinen Aufführung zu verstehen.

Es nennt sich Guinevere,“ sagte Thor. „Er ist trocken aber auch gut.“
Thor zog ein Bonbon aus seiner Tasche, packte es aus und warf es in seinen Mund, laut los kauend. Er führte in einer unaufgesetzte Art fort, aber seine Art zeigte Riki und Guy deutlich das sie dieses ungezogene Kind einfach akzeptieren mussten oder das sie aufpassen mussten. Jedes Kind das bereit war mit einem Mann zu arbeiten der sich Sensenmann nannte konnte nur schlechte Nachrichten bedeuten. Wenn er es nicht war, dann hatte er kein Recht neben Robby in diesem Raum zu sein.

Trinkt aus. Das ist nicht vergiftet.“
Robby hatte nicht eingegriffen. Er beobachtete einfach wie sich die Szene mit einem neugierigen Ausdruck sein Gesicht abzeichnete. Hat er so all seine Gäste begrüßt? Es sei denn, die Getränke waren eine Art Test. Auf jeden Fall, bis Riki um Guy tranken, würde nichts passieren.

Riki nahm das Glas und versuchte einen Schluck. Es war nicht vergiftet. Guy konnte spüren, was Riki von ihm erwartete, also kann er nicht aus seinem eigenen Glas. Nur für den Fall, dass etwas anderes war als Gift – eine Droge oder was auch immer – wer Guy da um jene rauszuholen.

Hmmm. Also ist es der Anführer, der sich ins Unbekannte wagt? Ist das nicht normalerweise umgekehrt?“ Fragte Thor.
„Ich bin allergisch,“ war Guys einfache Entschuldigung.

Thor zweifelte offen an Guys Ausweichen aber dies störte Guy nicht im geringsten. Riki hatte gehandelt, Guy wartete. Egal in welcher Situation, dass war die Strategie, auf diese sich immer geeinigt hatten.

Das Guinevere hatte einen einzigartigen Geschmack ist traf den Gaumen angenehm genug, hatte aber einen seltsamen Nachgeschmack. Das kribbelnde Gefühl, das auf Rikis zu hinterlassen wurde, traf einen schlafenden Nerv. Ohne der Äußerung viel nachdenken zu geben, fragte er „Balado?“

Thors Augen weiteten sich. „Beeindruckend,“ sagte er bevor er kicherte. „Du bist gut. Ich hätte nie geglaubt, dass jemand in den Slums, den Geschmack von Balado kennen würde.“

Mit einer scharfen Spitze im Lob warf Riki Robby einen Blick zu. Robby zuckte mit den Schultern, als wolle er sagen: Frag mich nicht.

Balado war ein besonderes Gewürz, das auf dem Planeten Aquos produziert wurde. Damals, als Riki die Schifffahrtsrouten bearbeitet hatte, hatte er es ziemlich oft in die Finger bekommen. Balado erhielt seinen Namen von dem Ort, an dem es hergestellt wurde, und konnte in fünf Sorten unterteilt werden. Jeder hatte seinen eigenen subtilen Nachgeschmack und Aroma, und Riki hatte gelernt, den Unterschied zu erkennen. Er wollte keine exorbitanten Preise für eine minderwertige Marke bezahlen.

Thor hatte ihm eine beliebte Sorte von Balado namens Merida geben. Aber selbst eine weniger beliebte Sorte von Balado war immer noch ein Luxusgut und nichts, was jemals in den Slums gefunden wurde. Die Verwendung davon, um die Räder vor einer Geschäftsverhandlung zu schmieren, war ein dickes Informanten, den Wert seiner Waren zu annoncieren. Auf der anderen Seite wusste Riki angesichts ihrer gemeinsamen Geschichte, dass dies Robbys Art war zu sagen, dass es Riki eine Menge kosten würde.

Thor lachte und beugte sich vor. Die Welle roter Haare füllte Rikis Sichtfeld. Als Thor er kam, konnte Riki sehen, dass seine braunen Augen näher an schwarz waren.

Weißt du wo dieser Balado herkam?“ Fragte Thor.
„Merida.“

Thor lächelte, sowohl für die Show als auch für die Freude. „Sieht so aus, als würden sich nicht umsonst Riki the Black nennen.“

Neben Riki wurde gar Luft und verlagert seine Position.

Aber Riki reagierte nicht einmal als er seinen alten Slumtitel hörte. Robby war ein Informationshändler. Als Riki sich mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, hatte er erwartet, dass Robby in gewissem Maße von seiner Vergangenheit als Kurier erfahren würde.

Egal wie viel Zeit für Riki und Robby verging, der Antagonismus aus ihrer Zeit keine Guardian war nie gestorben. Aber Riki hatte nie gedacht, dass solche Dinge einem seltsamen Jungen ausgesetzt werden. Vielleicht war das eine Fehlkalkulation seinerseits.

Nur das von einem großen Mann aus dem Markt entdeckt oder?“ Thors Augen hefteten sich auf Riki und zeigten eine Neugier, die intensiver war als kindliche Neugier. „Ziemlich beeindruckend. Ein Slum-Mischling, der es draußen auf der großen Welt schafft. Wie hast du so eine Chance bekommen?“

Riki war es egal, ob Thor Robbys „Behütete Frau“ war. Solange die richtigen Informationen in die Finger bekommen konnte, war der ganze Rest strittig. Selbst seine Vergangenheit als Kurier, der geouted wurde, war nicht sehr ärgerlich – sie verschwendeten nur seine Zeit

Mit einem Mitarbeiter wie Zach,“ fuhr Thor fort, „Musstest du irgendeine Art von Sicherheiten aufbringen, um dieser Art von Job zu bekommen, wie? Und dann hörst du auf, mit dem Messingring in deiner Hand.“

Es schien, als würde Thor die ganze skandalöse Affäre vor Guy absichtlich breit treten. Es ärgerte Riki, also beschloss er, es zu beenden.

Riki leerte den Inhalt seines Glases und warf Thor einen Blick zu. „Bist du ein Illegaler?“ Fragte er.

Er wurde dem Namen „Riki the Black“ gerecht. Mit drei kleinen Worten brachte er Thor zum Schweigen. Thors Augen weiteten sich abrupt bei der ruhigen Frage.

Robbys Augenbrauen zuckten leicht als ob ein unsichtbarer Faden an seiner Haut zog.

In zurückhaltenden Tonfall sagte Riki: „Ich könnte nicht sagen, ob in das geboren und aufgezogen wurdest, oder ob dem ein Waise auf der Straße warst.“

All die Selbstbeherrschung, die Thor an den Tag gelegt hatte verschwand. Er wurde sofort vorsichtig und defensiv.

Deine Haare und Augen“, fuhr Riki fort und sah ihn an. „Färben sie sie auf eigene Kosten?“

Thor Bestände eine Straßenkatze, die im Rücken für den Kampf wölbt. Seine Reaktionsstelle kaum einen soliden Beweis dar, aber es war klar, dass Rikis Frage nahe an die Wahrheit kam.

Riki hat auf den ersten Blick geschlussfolgert, dass es sich bei dem Bonbon, das Thor mampfte, um kein gewöhnliches Konfekt handelte, sondern um eine Art Melaninpigmentarznei namens Gazer. Da es nur eine beliebte „Modeerscheinung“ war, die oral eingenommen wurde, um die Haar- und Augenfarbe zu verändern, war es nicht sehr teuer. Die meisten Marken waren legal und hatten keine schweren Nebenwirkungen oder Langzeittoxizitäten.

Wären die Familie der Drogen in allen Sorten verfügbar war hatten die legalen Marken ihre guten und schlechten Seiten. Insbesondere gab es die sofort erkennbare, fleckige und „unreine“ Pigmentierung der Augen, die niemals verschwand, und die Tatsache, dass jede Potenz eine begrenzte Zeitspanne hatte.

Wenn man eine einfache Modeaussage mochte, egal wie die Marke außer, waren die Ergebnisse ziemlich gleich. Aber auf dem Schwarzmarkt wollten die Kunden Marken mit garantierter Leistung und Durchhaltevermögen. Gazer war die bevorzugte Wahl.

Die, die Thor mampfte, waren alles andere als frei verkäufliche Drogen für die allgemeine Bevölkerung. Die schädlichen Nebenwirkungen waren größer und unterschieden sich je nach körperliche Konstitution; Sehstörungen, Augenfehlstellungen und Nervenlähmung waren alle Möglichkeiten. Aber das meiste davon führte zur Erblindung, oder die Augäpfel trotteten in ihren Höhlen aus. Im schlimmsten Fall riskierte der Benutzer sein Leben. Weil dies illegale Drogen waren, war niemand haftbar - und niemand würde reden.

Trotz der Risiken war Gazer noch immer sehr beliebt. Diejenigen die es gewohnheitsmäßig nutzten und eine festgelegte Erhaltungsdosis erreichten, behaupteten, sie könnten „das Unsichtbare sehen“. Riki wusste nicht, ob das die Wahrheit war oder nur ein Slogan, der erfunden worden war, um den Umsatz zu steigern. Aber er wollte auf keinen Fall Geld ausgeben, um möglicherweise mehr zu sehen, als er es bereits getan hatte.

Wenn Thor Gazer-Benutzer war, musste es eine Reihe drückender Umstände gegeben haben die ihn auf den Weg gebracht hatten. Riki argumentierte dabei, dass die Flüchtlings-Aura, die Thor umgab, der Schlüssel zu diesen Umständen war.

Für die Bürger von Midas waren die Slum-Mischlinge Objekte der Verachtung und Abscheu – aber die Flüchtlinge, die ihre Visa überschritten und illegal dort hockten, wurden nur als Insekten angesehen. Tanagura hatte die Möglichkeiten, alle Flüchtlinge aus Midas zu vertreiben, aber es hatte seine Gründe, warum, es nicht durchgesetzt wurde. Wie die Mischlinge hatten Flüchtlinge keine PAM ID-Geräte. Folglich gab es keine Merkmale die den Geburtsort angaben, und es gab keine Möglichkeit, zwischen ihnen und den Mischlingen zu unterscheiden. Viele Flüchtlinge nutzten das und gingen als Slum-Mischlinge durch, um sich in der Kolonie niederzulassen.

Riki hatte während seiner Tage als Kurier bei Katze die Fakten des Flüchtlingslebens kennengelernt. Aber zu wissen und es zu sehen waren zwei verschiedene Dinge. Anders als die Bürger von Midas hatte Riki nie daran gedacht, die Flüchtlinge zu jagen, sie zu verprügeln und sie aus der Stadt zu vertreiben. Sie hatten ihre IDs und Heimatplaneten nicht verloren, nur weil sie ihre Visa überschritten hatten. Um sich herum hatte Riki einen sechsten Sinn für Flüchtlinge entwickelt, die das Leben von Mischlingen nachahmten, um sich in Ceres niederzulassen.

Es gab jedoch auch eine Rasse von Midas geborenen Flüchtlingen, die sich aus unbekannten Gründen versteckten. Sie unterschieden sich nicht von den Slum-Mischlingen, weil sie die Kolonie kannten. Thor änderte möglicherweise nur seine Augen- und Haarfarbe, um seine Herkunft zu verbergen. Er würde sich Gazer nicht nur besorgen um seine modische Erscheinung zu sein.

Was auch immer es bei Thor war, es war so offensichtlich gewesen, dass er Riki verärgert hatte. Das hatte die Karte zu Rikis Gunsten gewendet.

Idiot. Man nimmt Gazer nicht einfach so offen. Wenn du denkst das wir Slum-Mischlinge nur ein Haufen Idioten sind dann wird dir jemand sicherlich den Arsch aufreißen.“
Bei der Erwähnung von Gazer wurde Thors Gesicht weiß. Robby hatte die ganze Zeit geduldig von der Seite aus zugesehen, aber nun unterbrach er sie schließlich.

Komm schon – ärgere den Jungen nicht. Er ist vorerst mein Partner.“
„Dann seid ihr beide Gottes grimmige Schnitter?“
„Ich würde nicht so weit gehen.“

Dann ist er nur im Weg. Zeig ihm die Tür.“
Mit einem lauten Knall schlug Thor seine Faust auf den Tisch. Er funkelte ihn böse an und biss die Zähne zusammen. „Strapaziere nicht dein Glück!“
„Das Kind kennt seinen Platz nicht, Robby“, sagte Riki kurz angebunden. „Sag ihm er soll lieber ruhig sein.“
Thor sprang auf aber Robby packte ihn am Arm, ignorierte die in seine Richtung gefauchten Worte. „Warum hältst du mich auf?“ schnappte Thor. Er sah aus wie ein verwundetes Tier; Riki hatte seinen letzten Schlag mit gewohnter Präzision abgeliefert.

Niemand ist besser als dieser Typ, wenn es darum geht jemandes Schwäche zu finden; das war schon in Guardian seine Stärke. Lass es einfach fallen, okay? Wenn du es nun vergeigst dann wirst du keine zweite Chance bekommen.“ Robby sah Riki an, ein bedeutungsvolles Lächeln umspielte seine Lippen. „Würdest du das nicht auch sagen?“

Wie ein Code, der zwischen Spionen ausgetauscht wurde verstanden nur Riki und Robby die Nuancen in diesen Worten. Sogar Guy fühlte sich außen vorgelassen.

Ich bin nicht hier um zu babysitten. Einverstanden oder nicht?”

Gut”, sagte Robby. “hier ist also wieder der berüchtigte Riki von Bison. Wir haben die Einführung dann wohl hinter uns.”

Thor konnte seinen widerwilligen Gesichtsausdruck nicht verbergen. Er grunzte hörbar unzufrieden auf.

Du bist ziemlich gruselig geworden, Riki”, sagte Robby. “Selbst wenn du wie ein geprügelter Hund herumläufst hast du noch ein paar Asse im Ärmel.

Geh mir nicht auf den Geist. Seit wann hast du denn was mit diesem Kind?”

Er war zufällig der einzige der den Mut hatte sich als Pairing-Partner mit dem Schnitter einzulassen.”

Pairing-Partner? Das waren die letzten Worte gewesen, die Riki aus Robbys Mund erwartet hatte. “Ja wirklich?” kommentiere Riki nur. “Ich dachte du hättest bessere Dinge mit deiner Zeit anzufangen.”

Riki wusste wie angetan Robby bei Schell gewesen war.

Ich habe Schell wegen dir verloren – aber du bist derjenige, der lächelt. Da muss etwas mit der Welt nicht stimmen, oder? Was auch immer ich verloren habe, du wirst genauso sehr verlieren!

Riki konnte sich noch an die Triade gewalttätiger Gefühle erinnern, die Robby an diesem Tag in Guardian ihm entgegen geworfen hatte. Aber anstatt schuldig zu sein, hatte Riki sich durch Robbys Ausbruch nur noch ungestümer gefühlt. Er und Robby hatten sich seitdem nie verstanden.

In Guardian wurden Beziehungen zu Obsessionen. Unerschütterliche Emotionen wurden unnatürlich rein. Und die Realität, dass die Liebe selbst nichts erreichen konnte, wurde schmerzhaft wahr. Das einzig mögliche Glück war, anderen Schmerzen zuzufügen. Kinder im Guardian hatten gelernt, nicht allein zu sein und geächtet zu werden, sondern auch Abhängigkeiten nicht mit Vertrauen zu verwechseln. Diese erstickende und unausweichliche Atmosphäre durchdrang das “Paradies”, welches Guardian war. All das, was dort gewonnen und verloren wurde, erzeugte ein definierendes Selbstgefühl, das nicht kompromittiert werden konnte, ungeachtet der Kosten.

Riki, Guy und Robby wussten das alles. Sie waren die Kinder im Guardian, die wussten, was wirklich wichtig war. Erwachsene nannten solche Kinder “kostbar”. Das war der Grund warum Riki nicht mit der Vorstellung einverstanden war, das Robby niemanden außer Schell lieben konnte. Aber er wollte ihm auch nicht widersprechen. Da Robby Robby war, hatte Riki angenommen, dass er in der Lage war, Schells Tod zu überstehen.

Als ob er die Gedanken die in Rikis Kopf kreisten verstehen würde, umspielte ein Lächeln Robbys Mundwinkel.

Thor schmollte weiter während er ein Computerterminal unter dem Tisch hervorholte. Er schaltete es ein und begann mit der Leichtigkeit eines erfahrenen Benutzers zu tippen.

OK”, sagte Robby kurz. “Was willst du über Jeeks wissen?”

Du bist also vorbereitet”, kommentierte Riki.

Das ist der einzige Grund warum du zu mir gekommen bist, richtig?”

Riki sagte nichts, obwohl er sich fragte warum Robby dann seine Zeit mit Einführung verschwendet hatte.

Wir brauchen alle Informationen, die sie über sie haben, was Jeeks in der letzten Zeit gemacht haben”, antwortete Guy und stand auf, um sich um das eigentliche Geschäft zu kümmern. “Vor allem wer die Gruppe nun wirklich leitet und was er vorhat.”

Ich kann Profile aller aktuellen Mitglieder und eine Kopfanzahl bereitstellen. Gespeichert auf der Festplatte.”
“Fein.”
Robby redete den Deal hinweg durch, während Thor an der Tastatur arbeitend kaum ein Wort sprach. Sie schienen eine perfekte Kombination zu bilden. “Also hast du endlich vor die Jeeks zum Mittag zu verspeisen. Ich hab fast Mitleid mit ihnen.”

Wir waren auf Diät.”

Wie auch immer, du bist Riki the Dark aus den Slums.”

Riki runzelte sichtlich angewidert die Stirn. Warum sagst du sowas gerade jetzt? Fragte er sich. Stattdessen sagte er: "Du gibst gefälschte Informationen weiter, Robby."

Das war genug, um Robby innehalten zu lassen. Wenn es um Einzelheiten der Vergangenheit ging oder krumme Dinger, wenn es um Informationen ging war er der Beste. Robbys Name wurde in den Slums geflüstert.

"Du denkst, ich würde etwas so Dummes tun, und falsche Informationen zu streuen? Ich habe keinen Todeswunsch." Weit entfernt von seinem sonstigen spontanen Sarkasmus sprach er in einem seltsam gedämpften Tonfall.

Thor pausierte sein Tippen.

"Was jetzt?"

Thor sah Riki durch kleine Augen an und sprach schließlich. "Ich habe gehört, dass du und Robby Blockkameraden bei Guardian waren", sagte er. "Hast du wirklich mit ihm geschlafen?"

Riki war verblüfft, dass Thor diese Frage mit einem ernsthaften Gesicht stellen konnte. Woher kam das? Egal wie pervers der Standpunkt war, die Frage machte keinen Sinn. Riki und Robby bemerkten das sich ihr Blick traf und sie zogen eine Grimasse bevor sie sich abwandten.

Die Blicke auf ihren Gesichtern lösten etwas in Guy aus und er unterdrückte ein lachen.

"Es gibt einige Dinge die nichtmal ich anfassen würde”, platze Riki heraus.

"Das ist mein Text", erwiderte Robby.

Die Vorstellung, dass sie zusammen sein würden, war zu grotesk, um daran zu denken. Doch Thor hatte ihnen diesen Gedanken aufgezwungen.

Bereit, zu einem weniger widerlichen Thema zurückzukehren, fragte Robby: "Wirst du diese Gelegenheit nutzen, um Bisons Comeback zu signalisieren?"

»Was nützt es, diese Geister nun auszugraben?"

"Du hast aufgehört als du ganz oben warst, mit einer ungeschlagenen Siegesserie. Der Name Bison hat auf den Straßen immer noch einen guten Ruf. Es gab eine Zeit in der die Jeeks dich als einen echten Schmerz in ihrem kollektiven Hintern ansahen. Es ist offensichtlich, dass sie mit dir anfangen wollen."

Das war die Art Information die er wissen wollte. Aber Riki wusste das Gerüchte nur Gerüchte waren. Nur die Personen die persönlich involviert waren, wussten mit Sicherheit was die Wahrheit war.

Halte die Ohren offen. Vermeide die Augen vor der Realität zu verschließen egal was passiert. Und halte den Mund.
Die drei Grundregeln für den Erfolg auf dem Schwarzmarkt. Drei erprobte und wahre Regeln für die Selbsterhaltung. Riki hatte sie nicht vergessen.

Ihr Gejammer ist einfach nervig geworden, also werde ich mich jetzt um sie kümmern, um mir später die Probleme zu ersparen. Ende der Geschichte.”
“Wenn das dein Plan ist sehe ich keine begeisterten Zuschauer auf den Rängen.”

Deshalb versuche ich, den Schwachsinn auf ein Minimum zu reduzieren”, antwortete Riki mit einem Hauch von Bedrohung in seinen Augen.

Er war hier um legitime Informationen zu kaufen, nicht Gerüchte.

Ich bin an deiner Seite damit. Mach mir keine Probleme wenn du es nicht zu Ende bringen kannst.”

In seiner Stimme lag eine Nuance die Riki reizte, aber er hatte nicht das Bedürfnis, der Unterhaltung mehr hinzuzufügen. Er wollte nicht, dass Robbys rothaariger Partner oder Guy die falsche Vorstellung davon bekamen, worum es dabei ging.

Mit Robbys Informationen wäre er in der Lage diesen erbärmlichen Haufen an Gören gnadenlos zu erpressen. Ihm war egal wie jung und unerfahren sie waren. Wenn er sie zerschlagen könnte wäre es gut.

Die Mitglieder der kopflosen Gang waren aufgeschreckt und verstreut, hinterließen sie verwundbar gegen Angriffe. Das war wahre Gerechtigkeit – eine Reflektion der Art wie sie dich Jeeksgang ihren Weg nach oben gearbeitet hatte.

Die Gerüchte um eine Auferstehung Bisons sollte nicht an Stärke gewinnen nur weil Jeeks einen entscheidenden Schlag eingesteckt hatten. Die ursprünglichen Mitglieder von Bison verstanden diese Tatsache besser als jeder andere.

Diesmal jedoch war die krasse Realität: Etwas hatte Luke in diese Tat getrieben. Und der Ausdruck dieser stagnierenden Emotionen war ein Gigolo-Spiel.

Riki ließ es geschehen. Es war wahrscheinlich der beste Weg, um sicherzustellen, dass es nicht wieder passieren würde. Wenn er verlor, würde er damit fertig werden – nachdem er drei Jahre lang als Iasons Pet erzogen wurde, störte ihn das in der Öffentlichkeit kaum. Außerdem gab es, einmal zu einem Gigolo-Spiel herausgefordert, keinen großen Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren. Solange ein Rückmatch nicht angestrebt wurde, würde er sich nicht erneut damit befassen müssen.

Das Spiel dauerte drei Runden; Es endete wenn der Herausforderer verlor oder sein Gegner sich penetrieren lies. Der gesunde Menschenverstand diktierte, dass Penetration die einzige lohnende Wette auf dem Tisch war. Die Herausforderung konnte nur einmal gestellt werden. Obwohl ein Spiel drei Runden hatte, könnte ein Verlust es beenden, wenn der Herausforderer wollte. Es gab keinen Wert darin, von Anfang an nicht alles zu verlangen.

Unerwartet war Riki am Verlieren.

Stimmengewirr brach aus, begleitet von schrillen Pfiffen. Einen selbstgefälliger Ausdruck auf dem Gesicht drängte Luke auf einen tiefen, französischen Kuss mit Riki. Um sie herum war der Klang von schwer schluckenden Kehlen zu hören.

Inmitten dieses atemberaubenden Kusses, der ihre Körper näher zueinander führte, drängte Luke mit seinen Schenkeln nach vorn und rieb seine Hüfte an Rikis. Riki senkte leicht den Blick. Aus seinen Augenwinkeln bemerkte er wie Norris und Sid sie besorgt anstarrten.

Mit ihren aneinander reibenden Hüften, der offensichtlichen Stimulation in der Leistengegend, wäre es eine Lüge gewesen, zu sagen, dass er nichts fühlte. Der männliche Mechanismus war nie vollständig unter der Selbstkontrolle eines Mannes, eine Tatsache, die Riki in ekelerregendem Maße verstand.

Dennoch war die Tatsache, dass der Gedanke in seinem Kopf aufblitzte ein Grund mehr, warum er die Kontrolle über die Situation behalten wollte. Trotz der aufgeregten Geräuschkulisse um ihn herum blieb Riki ruhig. Er konnte selbst nicht sagen ob ihn dies mächtig oder pathetisch machte.

Den ganzen Weg mit ihm gehend wollen, hatte Luke die Karten erneut ausgeteilt. Der leidenschaftslose Riki war noch immer erregt, und er war gespannt darauf wie leidenschaftlich der andere Mann sein konnte. Die Zuschauer hielten den Atem an und konzentrierten sich auf das Kartenspiel während sie hofften das Luke gewinnen würde.

Er überflog seine letzte Karte und zufrieden mit seiner Hand lächelte Luke. “Zwei Paar”, sagte er triumphierend. “Buben und Siebener.”

Riki bat um zwei Karten. Wortlos legte er seine Karten einzeln ab. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf seine Hand. Drei Könige. Der Raum füllt sich mit einem lauten, kollektiven Seufzen der enttäuschten Menge. Und dennoch verblasste das schwache Lächeln auf Lukes Gesicht nicht, sondern wandelte sich zu einem ironischen Lächeln, nicht ganz ohne Selbsthohn. Es sah auch nicht wie die Grimasse eines Verlierers aus.

Was zum-

Etwas in Luke war deutlich überschritten worden. Das war es was Riki begriff. Er runzelte die Augenbrauen und stand auf. Als er das tat bewegte sich die Menge in einer anderen Art und Weise als die angespannte Atmosphäre von früher. In einem einzigen Atemzug löste sich die Anspannung in dem Ort auf.

Plötzlich drängte sich ein Mann durch die Menschenmenge. “Riki!”, rief er.

Im schwachen Licht war die unverhohlene Narbe an seiner linken Wange zu erkennen. Sich dem Klang der Stimme zuwendend blieb Riki stehen. Die Gestalt des Mannes tauchte in seinem Blickfeld auf. Für eine Sekunde ließ der Schock des Anblicks seine Schultern zittern.

Katze?

Katzes unerwartetes Auftauchen traf Riki wie einen Schlag auf den Hinterkopf. Die Welt taumelte vor seinen Augen. Obwohl er wusste, dass er weglaufen sollte, konnte er sich nicht von der Stelle rühren.

Ich muss mit dir reden. Hast du eine Minute?” Katze nahm nicht nur die fieberhaft spekulierende Menge nicht zur Kenntnis, sondern ignorierte gekonnt auch Rikis offensichtliche Verwirrung auf sein Erscheinen. “Ich warte draußen.”

Er drehte auf dem Absatz um und ging davon, als die Menge hinter ihm zu tratschen anfing. Das plötzliche Auftauchen eines Fremden – ob nun ein guter oder schlechter Kerl – sorgte für Aufruhr in der Bar.

Wer zur Hölle war das? Hast du sein Gesicht gesehen?”

Was für eine Schande. Er sah nicht schlecht aus – gruselig wie die Hölle.”

Scheint so als ob er und Riki sich kennen. Alter Partner, was denkst du?”

Der einzige Partner, den er hat ist Guy, Blödmann.”
Riki seufzte vor sich hin. Trotzdem konnte er nichts tun diese schwerfälligen Schritte zu verhindern. Als er die grell verzierten Türen verließ bemerkte er Katze draußen, der Mund des Mannes zu einem winzigen Lächeln verzogen. Vielleicht hatte er nicht erwartet, das Riki kommen würde.

Es ist vier Jahre her.”
“Du weißt bestimmt wo du mich findest.” Es war unwahrscheinlich das Katze einfach nur herumgewandert war und sich durchgefragt hatte über Rikis Aufenthaltsort. Eher war dies nicht die Art wie Katze etwas tun würde. Der Gedanke lies Riki verwirrt die Augenbrauen zusammenziehen.

Katze nahm seine geliebte Zigarettenschachtel aus seiner Brusttasche. Nein, keine Zigarettenschachtel. Wortlos öffnete Katze die kleine Schachtel und zeigte Riki, was sich darin befand.

Und Riki hatte es immer geahnt.

Es war das neuste Modell an Tracking-Gerät. Auf dem Bildschirm im Inneren des Gehäuses war eine digitale Karte abgebildet, die die Cuzco Avenue bis hin zum Blue Chip umfasste. Ein Ort, der wahrscheinlich die Soraya Bar war, wurde mit einem blinkenden orangefarbenen Punkt markiert.

Riki starrte auf den blinkenden Punkt. Nun verstehe ich es, dachte er.

Damals, als er noch als Riki the Dark bekannt gewesen war, hatte Katze ihm ein Schmetterlingsmesser gegeben, in das ein Handy eingebaut gewesen war. Selbst jetzt steckte es in Rikis Jackentasche. Er nahm es heraus. “Dieses Ding... funktioniert noch?” fragte er und drehte es in seiner Hand herum.

Ich denke eher das ich diese Frage stellen sollte”, sagte Katze unschuldig. “Ich dachte, du hättest es vor langer Zeit rausgeworfen.”

Ich hab seit langer Zeit nicht mehr über dieses Ding nachgedacht.”

Nun, es hat mir eine Menge Ärger erspart.” Katze schaltete das Display aus und steckte das Etui in seine Tasche zurück.

Was willst du?” fragte Riki. “Du bist sicher nicht nur gekommen , um über alte Zeiten zu reden.”

Riki wusste, dass Katze, der berüchtigte Schwarzmarkthändler, sich selten aus seinem unterirdischen Gewölbe wagte – und er bezweifelte, dass sich Katze in vier Jahren verändert hatte. Er musste einen ernsthaften Grund haben, sein vernarbtes Gesicht an den alten Orten zu zeigen.

Können wir uns irgendwo hinsetzen und unterhalten?”

Wenn du so viel Zeit zu reden hast, lass uns zu mir gehen.” Riki war wieder einmal erleichtert, dass er Guy an diesen Nachmittag nicht mitgenommen hatte.
Am nächsten Tag würde Guy alles wissen. Lukes Herausforderung gegenüber Riki zu Gigolo, und das Riki in Gesellschaft eines Mannes mit narbigem Gesicht und zweifelhafter Absicht gegangen war... aber das war für den nächsten Tag.

Riki und Katze verließen Blue Chip zusammen.